Die Europäische Zentralbank hat den geplanten Zeitraum bis zu einer möglichen Zinserhöhung verlängert, der Leitzins wird voraussichtlich bis mindestens zur ersten Jahreshälfte 2020 auf dem aktuellen Niveau verharren.
Außerdem setzte die EZB für die ab Sommer geplanten neuen Langfristkredite für Banken etwas weniger lohnenswerte Konditionen fest als zuvor. Der Zins kann hier bis auf den Einlagensatz zuzüglich eines Aufschlags von 0,1 Prozentpunkten fallen. Bei der vorherigen Runde war kein Aufschlag festgelegt worden. Die Kredite werden für vier Jahre angeboten und sollen die Kreditvergabe der Banken ankurbeln.
Jörg Haffner, Geschäftsführer der Qualitypool GmbH, sagt:
„Die Überraschung über die Ausweitung des Zeitraums bis zu einer Zinserhöhung hielt sich eher in Grenzen. Damit gibt die EZB sich und der Konjunktur mehr Zeit, die wirtschaftliche Schwächephase der Eurozone zu überwinden. Und sie kann die Wirkung ihrer Langfristkredite besser abwarten. Falls weitere geldpolitische Maßnahmen ergriffen werden müssen, wären höhere Strafzinsen für die Banken denkbar. Oder sogar das Szenario, dass die EZB den Leitzins unter null senkt.“
Zinsen für Baufinanzierungen
Die Bestzinsen für Baufinanzierungen entwickelten sich zuletzt leicht unterschiedlich: Die 10-jährigen Zinsbindungen lagen Anfang Mai bei 0,84 Prozent und fielen in den folgenden Wochen auf bis zu 0,68 Prozent. Die 15-jährigen Zinsbindungen sanken konstant von 1,21 Prozent auf 1,08 Prozent Anfang Juni. Beide Zinssätze bewegen sich nahe an ihren Tiefstständen.
Themen:
LESEN SIE AUCH
EZB-Leitzinssenkung: Wann passen sich die Immobilienpreise an?
Eine Analyse von immowelt zeigt, wie lange es dauert, bis sich die Veränderungen bei den Bauzinsen auf die Angebotspreise bei den Immobilien auswirken. In der Spitze dauerte es bis zu einem halben Jahr, bis die Preiskorrektur sichtbar wird.
EZB erhöht zum neunten Mal die Leitzinsen
Die Inflation geht zwar weiter zurück, es wird jedoch nach wie vor erwartet, dass sie zu lange zu hoch bleiben wird. Um das 2 Prozent-Inflationsziel zügig zu erreichen, hat der EZB-Rat daher beschlossen, die drei Leitzinssätze erneut um jeweils 25 Basispunkte anzuheben.
Zinswende hat die europäische Wirtschaft noch nicht eingeholt
Die Auswirkungen der Zinswende sind in der Wirtschaft noch wenig spürbar. Das liegt daran, dass die Zinssteigerungen bisher kaum die Bestandszinsen beeinflussen und die Wirtschaft noch von einem verbesserten Netto-Zinseinkommen aus der Niedrigzinsphase profitiert.
Nicht alle Sparer profitieren von der Zinswende
Knapp sechs Monate nach der ersten von bisher vier Zinserhöhung durch die EZB gehen Tagesgeldsparer immer noch bei rund zwei Dritteln aller Banken leer aus. Von 626 Kreditinstituten in der Verivox-Auswertung bieten 397 keine Verzinsung auf dem Tagesgeldkonto.