Wie kann die Riester-Rente zukunftsfähig aufgestellt werden? Dieser Frage gingen zwei Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE und der Goethe Universität Frankfurt nach und haben in einem SAFE White Paper eine Reform des gegenwärtigen Riester-Rentenmodells vorgeschlagen.
So ist es laut den Wissenschaftlern trotz aktueller Niedrigzinsen möglich, die vor 18 Jahren eingeführte Riester-Rente so aufzustellen, dass alle Beteiligten davon profitieren.
Denn es können deutlich höhere Renditen erzielt werden, wenn die Mindestauszahlung am Ende der Vertragslaufzeit nur für die Eigenbeiträge, nicht aber für die staatlichen Zulagen garantiert wird. Unter dem Strich haben dann nicht nur Privatleute mehr Geld aus ihrer Altersvorsorge, sondern der Staat wird auch mehr Steuern einnehmen und die Anbieter haben mehr Spielraum für bedarfsgerechte Produktgestaltung und bessere Beratung.
Andreas Hackethal, Leiter der Forschungsabteilung Household Finance bei SAFE, dazu:
„Mit diesem Reformvorschlag soll den Menschen die Angst vor Verlusten bei der Altersvorsorge genommen werden. Gleichzeitig erhalten Anbieter den dringend benötigten Spielraum, um Mittel rentabel anzulegen, was durch die nachgelagerte Besteuerung auch der öffentlichen Hand zugutekommt.“
Modellrechnungen zeigen Vorteile des Vorschlags
Zunächst wurden für die Berechnungen zwei Typen von Anlegern beispielhaft modelliert und mit dem gegenwärtigen Status quo der Riester-Rente verglichen. Daraufhin wurden die Berechnungen anhand von historischen Kursentwicklungen des Deutschen Aktienindex in den Jahren 1948 bis 2020 überprüft und mit der vom Europäischen Parlament kürzlich eingeführten Europarente („Pan-European Personal Pension Product“) verglichen.
Die Beispielrechnungen gehen von einer Sparphase von 30 Jahren mit jährlich gleichbleibenden Beiträgen aus. Für diese Zeit liegt die angenommene Rendite auf Zinsanlagen bei einem Prozent und für ein breit angelegtes Aktienportfolio bei sechs Prozent pro Jahr. Das angesammelte Kapital wird am Ende der Laufzeit einmalig besteuert.
Ein Anleger mit einem Bruttojahreseinkommen von 20.000 Euro und zwei Kindern bei derzeitigem Riester-Stand bekommt den Berechnungen zufolge 21.292 Euro nach Steuern heraus, wenn die gesamten Beiträge in Zinsanlagen investiert werden.
Investieren die Produktanbieter nur die gezahlten Eigenbeiträge in sichere Anleihen und die staatlichen Zulagen in Aktien, wie es der Reformvorschlag vorsieht, kann derselbe Anleger nach Steuern im Mittel mit einer Altersvorsorge von 46.584 Euro rechnen – und zwar bei höheren Erträgen für Anbieter und höheren Steuereinnahmen für den Staat.
Für einen Anleger mit einem Bruttojahreseinkommen von 35.000 Euro und einem Kind zeigen sich die gleichen Effekte, nur etwas schwächer ausgeprägt aufgrund der geringeren staatlichen Zulagen.
Modellrechnung hält Risikoszenarien aus DAX-Entwicklung stand
Auch halten die Resultate der Beispielrechnungen dem Abgleich mit der historisch betrachteten DAX-Entwicklung stand. Für beide Anlegertypen und unter allen beobachteten Marktbedingungen stellt der Reformvorschlag höhere Renditen und Kapitalerträge zum Ende der Laufzeit in Aussicht als das aktuelle Riester-Modell.
Zudem erweist sich der vorgelegte Reformentwurf als kompatibel mit dem europäischen Angebot einer privaten Altersvorsorge, die neben einer Beitragsgarantie auch eine standardisierte risikobasierte Anlagestrategie als Verbraucherschutzinstrument zulässt.
Raimond Maurer, Professor an der Goethe-Universität und Forscher bei SAFE, dazu:
„Unser Vorschlag für eine reformierte Beitragsgarantie zusammen mit standardisierten risikobasierten Anlagestrategien würde die Riesterrente attraktiver und europatauglich machen.“
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