Fünf Lebensversicherer senken laufende Verzinsung um bis zu 0,5 %

Natürlich kennen Sie die Begründung der Versicherer zu genüge. Dafür verantwortlich ist das niedrige Zinsumfeld. Aber ist das die ganze Wahrheit? Seitens der VU werden wir das wohl nie erfahren. Werfen wir doch einen Blick in offen zugängliche Quellen.

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Anzugtraeger-Diagramm-negativ-125875401-FO-alphaspiritAnzugtraeger-Diagramm-negativ-125875401-FO-alphaspiritalphaspirit / fotolia.com

Der Evaluierungsbericht des Bundesfinanzministeriums an den Finanzausschuss des Bundestages ist sehr hilfreich. Dort erfahren wir auf Seite 12, dass die Kosten in deutschen LV-Verträgen zwischen 1,05 und 2,05 %, für die vor dem LVRG eingeführte Tarifgeneration, bzw. 0,99 und 1,71 %, für die aktuellen Tarifgenerationen, liegen.

Michael-A-Hillenbrand-2019-facturaMichael-A-Hillenbrand-2019-factura Michael A. Hillenbrand, Vorstand, factura AG

Das hört sich zunächst nicht viel an. Wenn man diese aber dann den laufenden Renditen gegenüberstellt, hat man den Eindruck, dass die VU weniger ein Ertrags-, als ein Kostenproblem haben! Leider lässt sich dem Bericht nicht entnehmen, welches VU welche Kosten hat, aber man kann sich dennoch einen Überblick verschaffen, wie es in der Branche ausschaut. Interessant ist nämlich die Frage: Wenn ein VU 100 Euro Prämie erhält und 1, 2 oder 3 Prozent Ertrag damit erwirtschaftet, welchen Anteil des erwirtschafteten Ertrages verbrauchen die VU für Kosten jeglicher Art? An den Kunden fließt dann ja nur der Rest! Die Antwort gibt die Tabelle:

Letzte Tarifgeneration vor LVRG
VU Zins nach Senkung Kosten Max. Soviel vom Ertrag bleibt beim VU Soviel erhält der Kunde Kosten Minimum Soviel vom Ertrag bleibt beim VU Soviel erhält der Kunde
Landeslebenhilfe 0,75% 2,05% 73,21% 26,79% 1,05% 58,33% 41,67%
Debeka 2,25% 2,05% 47,67% 52,33% 1,05% 31,82% 68,18%
Ergo Direkt 2,90% 2,05% 41,41% 58,59% 1,05% 26,58% 73,42%
Frankfurter Lebensversicherung 1,85% 2,05% 52,56% 47,44% 1,05% 36,21% 63,79%
Deutsche Ärzteversicherung 2,50% 2,05% 45,05% 54,95% 1,05% 29,58% 70,42%
Ideal 3,30% 2,05% 38,32% 61,68% 1,05% 24,14% 75,86%
DEVK VVaG 2,70% 2,05% 43,16% 56,84% 1,05% 28,00% 72,00%
DEVK Allg. 2,50% 2,05% 45,05% 54,95% 1,05% 29,58% 70,42%
Tarifgeneration nach LVRG
VU Zins nach Senkung Kosten Max. Soviel vom Ertrag bleibt beim VU Soviel erhält der Kunde Kosten Minimum Soviel vom Ertrag bleibt beim VU Soviel erhält der Kunde
Landeslebenhilfe 0,75% 1,71% 69,51% 30,49% 0,99% 56,90% 43,10%
Debeka 2,25% 1,71% 43,18% 56,82% 0,99% 30,56% 69,44%
Ergo Direkt 2,90% 1,71% 37,09% 62,91% 0,99% 25,45% 74,55%
Frankfurter Lebensversicherung 1,85% 1,71% 48,03% 51,97% 0,99% 34,86% 65,14%
Deutsche Ärzteversicherung 2,50% 1,71% 40,62% 59,38% 0,99% 28,37% 71,63%
Ideal 3,30% 1,71% 34,13% 65,87% 0,99% 23,08% 76,92%
DEVK VVaG 2,70% 1,71% 38,78% 61,22% 0,99% 26,83% 73,17%
DEVK Allg. 2,50% 1,71% 40,62% 59,38% 0,99% 28,37% 71,63%
Zu beachten ist, dass der Zins nur auf den Sparanteil gewährt wird,  die Kosten aber in Relation zur Gesamtprämie zu sehen sind! Dies führt zu einer schlechteren, als der dargestellten, Relation. Da die exakten Verhältnismäßigkeiten je VU aber nicht bekannt sind, unterstellen wir zugunsten der VU, dass der Zins auf die Gesamtprämie bezahlt wird und das, obwohl wir auch wissen, dass in den dargestellten Kosten weitere renditemindernde Effekte, wie z. B. der Gewinnanteil des Anbieters z. T. nicht enthalten sind. Wir unterstellen also, dass die Positionen “Zins” und “Kosten” die einzigen Prämienbestandteile sind und sehen uns an, in welcher Relation sie zueinanderstehen. Unterstellt, dass der erwirtschaftete Ertrag beide Teile finanzieren muss, erhält man durch Gegenüberstellung den Teil, den sich der Versicherer vom Ertrag nimmt, und welche Quote für die Kunden bleibt.

Quellen: Tabelle: eigene Darstellung nach Daten des Versicherungsboten vom 14.01.2019

Wagt jemand eine Prognose, wie das Verhältnis bei Tarifen aussieht, die noch älter sind, als die letzte Tarifgeneration vor Inkrafttreten des LVRG? Ein besonders bitterer Nachgeschmack ergibt sich, wenn man bedenkt, dass die Tarifgenerationen die vor 15, 20 und 25 Jahren abgeschlossen wurden, noch kalkulierte Verwaltungskosten beinhalten, die heute sicher kein Versicherer mehr tragen muss. Wir alle waren in den letzten Jahrzehnten Zeuge von Konzentrationsprozessen durch Unternehmenszusammenschlüsse, von Rationalisierungsmaßnahmen durch Personalabbau, von Produktivitätssteigerungen durch Digitalisierung. IT (Hardware, Speicherkapazität, Software) kostet im Vergleich zu den 90’ern fast nichts mehr. Keiner verteilt mehr die Briefe oder Faxe im Büro. Wo bleibt das Geld aus all diesen Kostenreduzierungen und Produktivitätssteigerungen?

Vielleicht erhalten es ja die Shareholder (Aktionäre) und nicht die Stakeholder (Kunden). Und vielleicht rechnen Sie einmal einen Lebens- oder Rentenversicherungsvertrag Ihres Kunden nach und ermitteln für ihren Kunden die Vergangenheitsrendite indem Sie schlicht Input und Output vergleichen, wie das in der Betriebswirtschaft üblich ist. In unseren nächsten News zeigen wir Ihnen einige Beispiele und liefern Ihnen Instrumente, mit denen Sie das selbst können.

Ein Widerspruch zur Lebensversicherung kann für Ihre Kunden die optimale Alternative sein, denn das VU schuldet dann meist einen deutlich höheren Betrag, als der Kunde sonst erwarten kann. Selbst nach Steuern ist der Kunde meist im Plus. Das kann man alles exakt berechnen und Sie können problemlos 500 oder 1.000 Euro Honorar verdienen. Besonders interessant sind Verträge die in den letzten 10 Jahren gekündigt wurden. Wenn Sie Interesse haben, sprechen Sie uns an.

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