IMK-Konjunkturindikator trübt sich erneut ein

© Maksim Shmeljov – stock.adobe.com

Die Wahrscheinlichkeit, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden drei Monaten eine Rezession durchläuft, ist erneut spürbar gestiegen. Das signalisiert der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, der Daten zu den wichtigsten wirtschaftlichen Kenngrößen bündelt.

Für den Zeitraum von Juni bis Ende August weist der Indikator des IMK eine Rezessionswahrscheinlichkeit von 49,3 Prozent aus, nachdem sie im Mai für die folgenden drei Monate noch 37,6 Prozent betrug. Das ist der höchste Wert seit November 2022, als der Indikator infolge der Energiepreisschocks ein hohes Risiko für eine Rezession über das Winterhalbjahr anzeigte.

Revidierte Daten des Statistischen Bundesamtes haben kürzlich bestätigt, dass Deutschland im letzten Quartal 2022 und im ersten Quartal 2023 eine leichte technische Rezession durchlaufen hat. Der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator schaltet zwar aktuell noch nicht auf „rot“. Die Eintrübung liefert aber einen Hinweis darauf, dass die konjunkturelle Schwächephase noch länger andauern könnte, interpretiert IMK-Konjunkturexperte Peter Hohlfeld die neuen Werte:

Die abermalige spürbare Zunahme der Rezessionswahrscheinlichkeit deutet darauf hin, dass die Wirtschaftsleistung in Deutschland im zweiten Quartal allenfalls stagniert.

Dass das Rezessionsrisiko für die kommenden Monate gestiegen ist, geht auf mehrere Faktoren zurück, die die deutsche Konjunktur derzeit bremsen. Dazu zählen die schwache Auslandsnachfrage ebenso wie die stark gestiegenen Hypothekenzinsen.

So waren die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe zuletzt abermals rückläufig. Auch die sinkende Zahl offener Stellen wirkt sich mittlerweile im Indikator aus. Zwar sind bei der Bundesagentur für Arbeit weiterhin viele unbesetzte Stellen gemeldet, die Zahl ist aber um gut zehn Prozent niedriger als beim Höchststand vor einem guten Jahr. Zudem wiesen auch Stimmungsindikatoren wie der ifo Geschäftsklimaindex nach unten.

Unterschiedliche Signale gehen von den Finanzmarktdaten aus, die der Indikator ebenfalls breit auswertet: Während sich Aktienkurse und Kreditrisikoprämien zuletzt relativ stabil zeigten, haben die fortgesetzten Leitzinserhöhungen der Notenbanken die Kreditvergabe an Unternehmen und damit die Wirtschaftsentwicklung insgesamt deutlich gedämpft.

In seinem aktuellen Ausblick zur Geldpolitik warnt das IMK daher vor weiteren Zinsschritten der Europäischen Zentralbank. Sie gefährdeten Konjunktur, Beschäftigung und Klimaziele – und seien daher derzeit bei einer rückläufigen Inflationsrate nicht ratsam.[1]

In den IMK-Konjunkturindikator fließen zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft zum jeweils vorliegenden Veröffentlichungszeitpunkt ein. Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren. Das IMK nutzt die Industrieproduktion als Referenzwert für eine Rezession, weil diese rascher auf einen Nachfrageeinbruch reagiert als das Bruttoinlandsprodukt. Der Konjunkturindikator wird monatlich aktualisiert.

Seine aktualisierte Konjunkturprognose für 2023 und 2024 stellt das IMK am 21. Juni vor.

Zum IMK-Konjunkturindikator geht es hier.

Anmerkung:

[1] Aktuelle Analyse des IMK zur geldpolitischen Situation.