Ampel stellt Bedingungen für Bauherren auf Rot

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Die Stimmung unter Verbraucher*innen mit dem Wunsch nach Wohneigentum sinkt auf einen neuen Tiefstand. Das zeigt das aktuelle Bauherren-Barometer, das der Bauherren-Schutzbund e.V. (BSB) halbjährig unter potenziellen Bauherren und Immobilienkäufern erhebt.

Anhaltend hohe Bau- und Materialpreise, steigende Bauzinsen und unsichere Förderbedingungen drücken auf die Stimmung potentieller Bauherren. Die Voraussetzungen für den Bau und Kauf eines Eigenheims werden von den Verbraucher*innen dementsprechend zunehmend schlechter empfunden.

So sinkt das BSB-Bauherren-Barometer auf 25 von möglichen 100 Punkten. Im Februar lag der Wert noch bei 31. Das Bauherren-Barometer ist ein Indikator, der die Stimmungslage privater Bauherren und Immobilienkäufer abbildet. Im repräsentativen Index werden unterschiedliche Informationen über die Bedingungen beim Immobilienbau und -kauf zusammengeführt und in einem Indexwert übertragen.

BSB-Geschäftsführer Florian Becker zeigt sich angesichts des aktuellen Abwärtstrends besorgt: Das politische Vorhaben, den Neubau und den Erwerb von Wohneigentum zu fördern, sei in diesem Jahr klar verfehlt worden. Die Hürden ein Haus zu bauen oder eine Immobilie zu erwerben seien so hoch wie nie zuvor. Er betont:

Steuert die Regierung nicht entschieden dagegen, werden die wohnpolitischen Ziele nicht nur in diesem, sondern auch in den folgenden Jahren verfehlt werden.

Etwa 150.000 der jährlich angestrebten 400.000 neuen Wohnungen müssten von selbstnutzenden Wohneigentümern errichtet werden.

Ein Blick auf die dem Index zugrunde liegenden Einzelergebnisse zeigt: Drei von vier jungen Erwachsenen zwischen 18- und 29 Jahren träumen weiterhin von den eigenen vier Wänden. Doch mit zunehmenden Alter und bewerten sie die aktuellen Rahmenbedingungen kritischer: So sinkt der Wunsch bei 30 bis 39 jährige auf knapp 50 Prozent (minus 10 Prozentpunkte im Vergleich zu Februar), bei den 40- 49 Jährigen auf 38 Prozent (minus 15 Prozentprozentpunkte).

Wer erkennen müsse, das Bauen oder Kaufen nicht mehr möglich ist, gebe seinen Traum auf. Es drohe eine ganze Generation Bauwilliger verloren zu gehen, erklärt Becker. So stelle sich die Frage: Wer soll zukünftig die neuen Wohnungen bauen, wenn potentielle Bauherren an den Rahmenbedingungen scheitern?

Das größte Hindernis stellen die exorbitanten Finanzierungskosten dar. Während im Februar noch jeder Dritte die Finanzierungsbedingungen als gut einschätze, sank der Wert nun auf 12,5 Prozent ab. Hier schlägt vor allem die Zinswende durch. Seit Beginn des Jahres haben sich die Kosten für Darlehen in etwa verdreifacht.

Die Streichung der Bundesförderungen für Neubau und Immobilienerwerb haben wie ein Brandbeschleuniger gewirkt und die Situation der Selbstnutzer erheblich verschärft, meint Becker. Er stellt fest, dass Bauherren aktuell keine Perspektive auf Besserung haben. Neue Förderungen seien nicht in Sicht. Entlastungsprogramme wie eine Grunderwerbsteuerreform kommen nicht voran. Wenn die Bundesregierung ihre wohnpolitischen Ziele und Versprechen ernst meine, müsse sie ihre Verhinderungspolitik aufgeben und Bauherren mehr unterstützen, fordert der BSB-Geschäftsführer. Bauen müsse wieder leistbar werden.

Civey hat für den Bauherren-Schutzbund e.V. online 9 Fragen erhoben, die für den Index “BSB Bauherren-Barometer” herangezogen wurden. Befragt wurden Mieter*innen ab 18 Jahren, die sich vorstellen können, eine Immobilie zur Eigennutzung zu bauen oder zu kaufen. Befragungszeitraum war vom 29.07. bis 03.08.2022, die Stichprobengröße betrug jeweils 1.000. Die jeweiligen statistischen Fehler liegen zwischen 5,9 und 6,2%. Das nächste Bauherren-Barometer erscheint im Frühjahr 2023.

Bilder (2–4): © Bauherren-Schutzbund e.V. (BSB)