Nachhaltig Reisen: Nur ein Buzzword oder kann man wirklich klimaschonend Urlaub machen?

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Sind Urlaub und Nachhaltigkeit miteinander vereinbar? Diese Frage beschäftigt momentan viele Menschen, die über einen Urlaub nachdenken. Ist nachhaltigeres Reisen überhaupt möglich, oder handelt es sich dabei um ein bloßes Schlagwort? Und wenn es möglich ist: Wie genau sieht der nachhaltigere Urlaub überhaupt aus und worauf muss der Reisende achten?

Fridays for Future und Co. haben in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass viele Menschen weitaus kritischer auf das Reisen schauen. Denn, ob Flugzeug, Kreuzfahrtschiff oder Bahnfahrt: überall entsteht CO2, welches die Erderwärmung vorantreibt. Hinzu kommt die enorm hohe Umweltbelastung durch Touristen in den jeweiligen Urlaubsgebieten.

Zuerst einmal verschwinden Lebensräume von tausenden Spezies, um Platz für immer größere Ressorts, Hotels und die nötige Infrastruktur für Urlauber zu schaffen. Wenn diese dann erst einmal da sind, hinterlassen sie tonnenweise Müll, sind laut und respektieren keine Restriktionen.

Zumindest ist dies das Stereotyp des Touristen. Viele Menschen achten auch im Urlaub auf ihre Umwelt und wollen möglichst unschädlich durch die Natur streifen. Hinzu kommt, dass Urlaubsgebiete wie Mallorca, Dubai oder Paris bei vielen Reisenden an Popularität verlieren.

Besonders Urlauber, die in der Stadt oder urbanen Gebieten leben, wollen im Urlaub auch mal ländliche, fast unberührte Natur entdecken und dabei ihren CO2-Fußabdruck so gering wie möglich halten.

Grünes Fliegen

Wer in solche Gebiete fliegen möchte, kann durch einige simple Tipps weitaus umweltfreundlicher reisen. Komplett ohne CO2-Abdruck zu fliegen, ist momentan noch unmöglich. Allerdings gibt es einige Airlines, die über eine besonders gute Klimabilanz verfügen. Um die perfekte grüne Airline für den eigenen Urlaub zu finden, bieten immer mehr Anbieter entsprechende Nachhaltigkeitsfilter an.

Bei der Reservierung von Sitzen wird zudem bei fast allen Airlines die Möglichkeit für eine CO2-Kompensation angeboten. Dabei zahlt der Kunde je nach Schadstoffverbrauch des Fluges mehr Geld, womit dann gemeinnützige Klimaschutzprojekte gefördert werden.

Bei der Suche nach dem richtigen Flug sollten zudem Direktflüge bevorzugt werden. Denn umso mehr Zwischenstopps ein Flug einlegt, desto mehr Strecke als eigentlich nötig wird zurückgelegt. Dies sorgt wiederum für einen höheren CO2-Abdruck.

Um den besten Direktflug zu finden, sollte sich frühzeitig über möglichen Flugangebote informiert werden. Denn die besten Strecken sind oft schnell vergeben. Auch weniger eigenes Gepäck kann dabei helfen umweltfreundlicher zu fliegen. Denn desto schwerer das Flugzeug ist, desto mehr Kerosin verbraucht es. Leichte Flugzeuge fliegen deshalb grüner.

Was sich nicht vereinbaren lässt, sind nachhaltiges Fliegen und Business-Class. Mehr Beinfreiheit, Platz für Gebäck und allgemein mehr Komfort mögen zwar verlockend sein, gut für die Umwelt sind sie allerdings nicht.

Denn Plätze in der Business-Class sind vor allem eins: Ineffizient. Wer dort statt in der Economy-Class fliegt, hat einen 50 Prozent höheren CO2-Fußabdruck. Bei grünem Reisen sollte also auf einen normalen Sitzplatz zurückgegriffen werden.

Bus, Bahn und Auto existieren ebenfalls

Im besten Fall sollte allerdings vollständig auf das Fliegen verzichtet werden. Die Daumenregel ist: Für unter 1.000 Kilometer ist kein Flug nötig. Besonders innerhalb Europas sind zahlreiche Urlaubsorte bequem mit der Bahn erreichbar. In den meisten Fällen kann sogar viel Geld durch den Verzicht auf Flüge gespart werden. Doch auch außerhalb Europas kann mit Bahnfahrten oder Fernbusen viel erlebt werden.

Hierbei gilt: Der Weg ist das Ziel. Dafür wird sich einfach ein Urlaubsziel am Ende der Welt gesucht, um dann mit den verfügbaren Bahnstrecken hinzufahren. Auf der Reise lassen sich dann zahlreiche Abenteuer in fernen Ländern erleben. Während der Pandemie sollten allerdings mögliche Beschränkungen beachtet werden.

Urlaub im eigenen Land

Bevor sich auf die Suche nach einem Urlaubsgebiet am Ende der Welt gemacht wird, sollte sich aber vielleicht erstmal im eigenen Land umgeschaut werden. Denn auch hierzulande gibt es zahlreiche wunderschöne Urlaubsorte, von denen viele Menschen noch nie etwas gehört haben.

Besonders Urlauber, die es sowieso nicht auf eine Großstadt abgesehen haben, können auch an der Ostsee, der Mosel oder in der sächsischen Schweiz zahlreiche Abenteuer erleben. Dies stärkt die heimische Wirtschaft in den momentan harten Zeiten und ist zudem förderlich für die Umwelt.

Regeln vor Ort

Egal wo es einen am Ende hin verschlägt, auf einige Regeln sollten besonders umweltbewusste Touristen besonders achten. Zuerst einmal sollte auf kleinere, familiengeführte Hotels, statt riesige internationale Hotelketten zurückgegriffen werden. Denn auch die Berücksichtigung der einheimischen Bevölkerung ist Teil des nachhaltigen Reisens. Alternativ kann auch Couchsurfing in Betracht gezogen werden.

Dabei können die Locals noch besser kennengelernt werden. Auch beim Essen oder Einkaufen sollte die lokale Wirtschaft unterstützt werden statt McDonald’s. Wie hierzulande sollte auch im Urlaub sparsam mit Strom und Wasser umgegangen werden, besonders in sehr trockenen Ländern.

Nachhaltiger Tourismus ist nötig

Durch das Befolgen einiger der genannten Ratschläge kann der eigene Urlaub sehr viel klimafreundlicher gestaltet werden. Nachhaltiges Reisen schützt nicht nur die Umwelt, sondern trägt auch dazu bei, dass der eigene Urlaub einen positiven Einfluss auf das Zielland hat.

Denn viel zu oft leidet die einheimische Bevölkerung durch die Folgen von Massentourismus. Wer nachhaltig reist, kann die Menschen vor Ort unterstützen und dabei auch noch etwas erleben.