Advanced Manufacturing: Mehr als konventionelle Haftpflichtversicherungen

Im Zuge der Digitalisierung bieten Unternehmen vermehrt Leistungen und Produkte an, die softwaregestützt sind. Dies hat allerdings eine Vielzahl an neuen Risiken zur Folge, sodass sich der Absicherungsbedarf von Unternehmen inzwischen verändert hat. Jener Entwicklung wird der Versicherer Chubb nun mit seinem neuen Deckungskonzept Advanced Manufacturing gerecht.

Interview mit Mario Glanz, Casualty Underwriting Manager Middle-Market, Chubb, Frankfurt

Welche Versicherungslösung versteckt sich hinter dem Begriff „Advanced Manufacturing“?
Bei Advanced Manufacturing handelt es sich um ein modulares Bausteinsystem. Im Fokus steht dabei eine umfassende Industriehaftpflichtversicherung, also eine Betriebs- und Produkthaftpflichtversicherung. Diese kann um verschiedene Deckungsbestandteile ergänzt werden – um eine Umwelthaftpflicht- und Umweltschadenversicherung, eine IT-Zusatzdeckung
und um eine vollumfängliche Cyberversicherung. Weitere Ergänzungen sind durch eine Produktausfalldeckung sowie eine Rückrufkostenversicherung möglich. Ein Rundumschutz somit und individuell an die jeweiligen Bedürfnisse anpassbar.

Warum bedarf es inzwischen so einer modularen Deckung?
Durch die fortschreitende Digitalisierung verändern sich Produktionsprozesse, Produkte sowie Dienstleistungen vieler Herstellungsbetriebe. Für Unternehmen vor allem des produzierenden Gewerbes bedeutet dies zahlreiche neue Risiken und Anforderungen, die sie berücksichtigen müssen – nicht zuletzt da für sie die Gefahr von Schadenersatzansprüchen aufgrund der Lieferung fehlerhafter Software oder produktbegleitender IT-Dienstleistungen deutlich gestiegen ist.

Aufgrund dieser Entwicklung braucht es inzwischen einen breit gefächerten Schutz, eine Bündelung von Deckungskonzepten, um den Risiken in Zeiten der Industrie 4.0 begegnen zu können. Genau diesem neuen Schutzbedürfnis von Unternehmen möchten wir mit der Kombi-Deckung nachkommen.

Wer ist die Zielgruppe von Advanced Manufacturing?
Die Deckung ist vor allem auf das produzierende Gewerbe ausgerichtet, also auf den Maschinen- und Anlagenbau, aber auch auf Hersteller aus diversen anderen Bereichen. Hierunter
fallen zum Beispiel die Laser- und Robotertechnik, Hochleistungssysteme, der Bereich Automation sowie die Mess- und Regeltechnik, zudem „Smart Part“- Hersteller.

Advanced Manufacturing ist eine Lösung für Unternehmen bis etwa 100 Millionen Euro Umsatz jährlich, also den deutschen Mittelstand.

Warum benötigen Unternehmen einen zusätzlichen Schutz, wenn sie doch über eine konventionelle Haftpflichtversicherung verfügen?
Bei klassischen Haftpflichtversicherungen können Deckungslücken auftauchen. Das beginnt zum Beispiel schon bei einfachen Fernwartungstätigkeiten, die ein Maschinenbauer durchführt. Sämtliche Schäden – auch Personen- und Sachschäden –, die im Rahmen solcher Tätigkeiten durch die Übertragung von Daten verursacht werden, sind in klassischen Haftpflichtkonzepten ausgeschlossen.

Im Rahmen der allgemeinen Versicherungsbedingungen für die Haftpflichtversicherung (AHB) sind laut Ziffer 7.15 jene Schäden aus elektronischem Datenaustausch nämlich nicht versichert.

Für echte Vermögensschäden, wie sie etwa ein Maschinenstillstand, verursacht durch die Implementierung einer nicht funktionierenden Software, zur Folge haben könnte, besteht
zumeist ebenfalls keine Deckung.

Welche Schadensszenarien wären zum Beispiel über Advanced Manufacturing, nicht aber über ein klassisches Haftpflichtkonzept gedeckt?
Bereits im Falle von Personen- und Sachschäden, die durch die Übermittlung elektronischer Daten eintreten, bietet Advanced Manufacturing Schutz. Klassische Haftpflichtkonzepte
schließen solche Schäden entweder aus oder bieten allenfalls über eine Internetnutzerdeckung, welche oft nur mit einem Sublimit angeboten wird, Deckung. Im Rahmen unseres Advanced-Manufacturing-Produkts stellen wir bei Personen- und Sachschäden, die nicht an Daten oder Datenträgern eintreten, hingegen die volle Vertragsdeckungssumme zur Verfügung.

Ein weiteres Beispiel wäre ein von der Versicherungsnehmerin geliefertes Produkt, das bedingt durch einen Softwarefehler nicht funktioniert und beim Abnehmer einen Produktionsstillstand verursacht. Solche Schäden können bei Advanced Manufacturing über unseren Baustein der Produktausfalldeckung versichert werden.

Gibt es bestimmte Deckungshighlights?
Neben dem Personen- und Sachschaden werden natürlich auch Vermögensschäden aus der Lieferung oder Implementierung von Software gedeckt – Schäden, die ebenfalls im Rahmen konventioneller Haftpflichtversicherungen ausgeschlossen sind. Diese Lücke kann wiederum mit dem IT-Baustein von Advanced Manufacturing geschlossen werden.

Nicht zuletzt muss berücksichtigt werden, dass klassische Haftpflichtkonzepte keine Deckung für Eigenschäden bieten. Diese Problematik lässt sich aber über den Cyberbaustein
unseres Kombi-Produkts lösen und das Risiko entsprechend absichern, und zwar ohne dass Unternehmen hierbei zusätzlich Sorge für eine separate Cyberdeckung tragen müssen.

 

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