Vernünftige Geldanlage geht anders: „Wer in Bitcoins investiert, kann auch gleich Lotto spielen!“

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Kapital für das langersehnte Haus im Grünen oder die nächste große Reise und das durch eine schnelle Investition? So oder so ähnlich sehen wohl die Träume vieler Anleger*innen aus, die in Kryptowährungen investieren. Besonders der Bitcoin hat in den letzten Monaten und Jahren immer wieder für Aufsehen gesorgt und auch unerfahrene Investor*innen dazu verleitet am Markt mitzumischen.

Das Problem am schnellen Geld: Es ist flüchtig. Denn neben den phasenweise enormen Wertsteigerungen der Kryptowährung, müssen Anleger und Anlegerinnen auch jederzeit mit signifikanten Verlusten rechnen. Gerade erst fiel der Bitcoin auf ein Fünf-Monats-Tief von 28.800 US-Dollar – und unterschritt damit die wichtige 30.000er-Marke.

Doch wie kommt es zu solch massiven Schwankungen? Und warum ist eine Investition in Bitcoins nicht mehr als ein Spiel mit dem Feuer? Fabian Knigge, CFA und Chief Investment Officer von Ginmon, hat die Antworten.

Wie ein Fähnchen im Wind? Gründe für enorme Schwankungen

Schneller, flexibler, transparenter und kostengünstiger als klassische Bankensysteme: Das versprechen Transaktionen mit Kryptowährungen wie Bitcoins. Diese existieren dabei weder als Münzen noch als Scheine, sondern lediglich als digitale Zeichenfolge.

Die Informationen über Wert, Guthaben und Zahlungen werden in der sogenannten Blockchain, einer dezentralen Datenbank, verwaltet. Knigge weiß:

„Der Kurs einer Kryptowährung ist dabei stark von der Euphorie der Anleger*innen getrieben. Lassen z.B.. Staaten oder Unternehmen verlauten, dass sie künftig Zahlungen durch Bitcoins akzeptieren, herrscht schnell Goldgräberstimmung am Markt – es wird investiert und der Kurs steigt. Das wiederum führt dazu, dass immer mehr Anleger*innen partizipieren wollen, und zwar solange, bis die Blase platzt.“

Wer also nicht rechtzeitig abgestoßen hat, steht dann schnell mal vor einem Totalverlust. Erschwerend hinzu kommt, dass Kryptowährungen keinen intrinsischen Wert besitzen. Heißt: Dieser basiert lediglich auf dem Wert, der ihnen von Anleger*innen zugewiesen wird.

Da Bitcoins nun aber weder Zinsen zahlen noch Dividenden ausschütten, lässt sich eine valide Berechnung kaum durchführen. Durch das dezentrale System der Blockchain fehlt zudem eine leitende Instanz, die geldpolitisch Einfluss auf das Wechselverhältnis nehmen könnte. Und das ist ein großes Problem.

„So hat der Bitcoin immer genau den Wert, der ihm von Investor*innen zugewiesen wird – und der ist je nach Marktstimmung großen Schwankungen unterworfen.“

Krypto-Influencer: Wie ein Mann den Kurs bestimmt

Nirgendwo wird das Thema Kryptowährungen gerade so heiß diskutiert wie in den sozialen Medien. Kleinanleger*innen und Spekulant*innen tummeln sich in Foren, auf Instagram und Twitter und warten auf den nächsten vielversprechenden Tipp. Dabei hat sich in den letzten Monaten vor allem ein Mann als regelrechter Krypto-Influencer herausgestellt: Elon Musk.

Knigge verdeutlicht den Einfluss des Unternehmers: „Der CEO von Tesla tweetet – und die Kurse reagieren. Allein seine Aussage, dass seine Firma 1,5 Milliarden US-Dollar in Bitcoin-Reserven hält, hat im Februar 2021 zu einem enormen Anstieg geführt.

Worüber sich viele Anleger*innen zunächst freuten, hat aber natürlich auch einen Haken – und den bekamen viele Fans spätestens im Mai dieses Jahres zu spüren. Musk gibt bekannt, dass Tesla keine Zahlungen mehr durch Bitcoins akzeptiert und die Kurse rauschen ab.“

Alles andere als grün: Klimakiller Kryptowährung

Der Umweltschutz und die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Klimakrise hat für viele Menschen mittlerweile hohe Priorität – auch in der Finanzwelt.

Fabian Knigge meint dazu: „Da ist es doch verwunderlich, dass der Einfluss von Kryptowährungen auf die Umwelt bisher kaum, oder zumindest wenig, diskutiert wurde. Denn Fakt ist: Bitcoins und Co. sind echte Klimakiller.“

Die erforderlichen hohen Rechenleistungen, die für die Transaktionen notwendig sind, verbrauchen im Jahr ca. 141 Terrawattstunden. Zum Vergleich: Das entspricht dem jährlichen Stromverbrauch der Niederlande und macht ganze 0,5 Prozent des Weltstromverbrauchs aus. Wer also Wert auf Klimaschutz lege, sei mit der Investition in zum Beispiel grüne ETFs besser beraten, so Knigge.

Fazit: Vernünftige Geldanlage geht anders

Viele Kurzentschlossene haben auf der Suche nach dem schnellen Geld bereits in Bitcoins investiert – und sich dabei gehörig die Finger verbrannt. Der fehlende intrinsische Wert und enorme Kursschwankungen machen aus der Kryptowährung alles andere als eine solide Anlageklasse. Wer wirklich überzeugt vom Potenzial der Blockchain ist, ist besser beraten direkt in entsprechende Unternehmen zu investieren.

Ansonsten sollten sich Anleger*innen bewusst darüber sein, dass die Investition in Bitcoins einem Glücksspiel gleiche und das reale Risiko eines Totalverlusts birge. Hier gelte es also nur Geld anzulegen, dass wirklich nicht benötigt werde. Für eine langfristige Anlage, zum Beispiel zur privaten Altersvorsorge, seien Kryptowährungen absolut ungeeignet, warnt Knigge.