Windkraftanlagen: Logistische Meisterleistung für die Energiewende

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Erneuerbare Energien sind der Schlüssel im Kampf gegen den Klimawandel, wobei Windkraftanlagen eine herausragende Bedeutung haben. Um die Stromerzeugung aus Windenergie künftig weiter zu steigern, ist der Bau neuer Anlagen erforderlich. Diese müssen jedoch zunächst an ihren Zielort gelangen und das ist nur mit einem enormen logistischen Aufwand möglich.

Windkraftanlagen spielen beim schrittweisen Ausbau der erneuerbaren Energien eine herausragende Rolle und sind zum Symbol der Energiewende geworden. Windenergie gehört neben der Sonnenergie zu den nachhaltigsten Möglichkeiten, Strom zu erzeugen.

2020 lag der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch in Deutschland bei 48 Prozent, allein 23,7 Prozent davon haben Offshore- und Onshore-Windräder gedeckt, wie das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWI) berichtet.

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz 2021 sieht vor, dass bis 2030 der Anteil der erneuerbaren Energien bei der Stromproduktion 65 Prozent beträgt. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen deutschlandweit noch mehr Windkraftanlagen an Land und auf See errichtet werden – eine logistische Herausforderung angesichts der Größe der Windräder.

Die Rotorblätter haben einen Durchmesser von 60 bis 130 Metern und im Durchschnitt beträgt die Nabenhöhe von Windrädern 100 bis 200 Meter. Die weltweit größte Windkraftanlage in Gaildorf bei Stuttgart hat sogar eine Gesamthöhe von 246,5 Metern. So ist es unmöglich Windkraftanlagen in einem Stück zu ihrem Standort zu transportieren.

Stattdessen lassen sich die Anlagen baukastenartig zusammensetzen: Der Turm ist in 20 bis 30 Meter lange Einzelteile zerlegbar und diese können, ebenso wie die drei Rotorblätter, einzeln befördert werden. Einzig die Gondel gelangt in einem Stück an ihren Zielort und kann vormontiert werden.

Windkraftanlagen als Sonder- und Schwerlasttransport

Obwohl die Windenergieanlage nicht als Ganzes das Werk verlässt, fällt ihr Transport unter die Sonder- und Schwerlasttransporte. Diese sind in Deutschland streng geregelt und genehmigungspflichtig, da sie die zulässigen Abmessungen und Gewichte für die Straßennutzung überschreiten.

Ein Lastkraftwagen darf maximal 40 Tonnen wiegen, 2,55 Meter breit, 4 Meter hoch und 12 Meter beziehungsweise 16,5 Meter (Sattelzug) und 18,75 Meter (Lkw-Zug) lang sein. Allein die Rotorblätter für eine 4,5-Mega-Watt-Anlage haben eine Länge von 35 Metern und eine Blatttiefe von 5,8 Metern, die Turmsegmente einen Durchmesser von bis zu 4,2 Meter und die Gondel je nach Windkraftanlage ein Gewicht von bis zu 70 Tonnen.

Damit ist der Transport von Windrädern eine enorme Belastung für die Verkehrswege. Brücken müssen umfahren, die Wegstrecke mit allen Hindernissen, wie Kurvenradien, Ampelanlagen, Gebäude und Oberleitungen im Detail geplant und dokumentiert werden.

So ist es kaum verwunderlich, dass für die Beförderung oft große Umwege in Kauf genommen werden und die Anlagen hunderte Kilometer weit durch Deutschland gefahren werden müssen.

Transport von Windrädern nur mit Sondergenehmigung und speziellen Fahrzeugen

Für den zuverlässigen Transport von Windkraftanlagen kommen neben Lkws spezielle Fahrzeuge zum Einsatz, wie zum Beispiel vollautomatische Selbstfahrer (AGV), modulare Plattformwagen oder sogenannte Self-Propelled Modular Transporter, kurz SPMT-Fahrzeuge, die mit Flachbett- oder Rahmenbrücken kombinierbar sind.

Für den Transport der Rotorblätter gibt es spezielle Rotorblattadapter, die bis zu einem Winkel von 70 Grad aufgestellt werden können, um Hindernisse, wie zum Beispiel Oberleitungen oder Gebäude geschickt zu umfahren.

Damit die Fahrzeuge mit den Bauteilen der Windkraftanlage überhaupt starten können, sind gesonderte Genehmigungen und Erlaubnisse gemäß Straßenverkehrsordnung (StVO) und Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) erforderlich.

Zudem darf der Transport nur zu verkehrsarmen Zeiten von Montag 9 Uhr bis Freitag 15 Uhr durchgeführt werden beziehungsweise nachts zwischen 22 und 6 Uhr morgens, wenn er eine Breite von 3,2 Metern überschreitet.

Ist die Windkraftanlage erfolgreich an ihren Zielort gelangt, dauert es ein bis zwei Tage bis sie mit einem speziellen Kran aufgebaut und schließlich Strom erzeugen kann.