Wie Sie Produktivität und Gesundheit Ihrer Beschäftigten im Homeoffice steigern

© sebra – stock.adobe.com

Die Corona-Pandemie hat den Alltag – und damit die Arbeit – vieler Menschen grundlegend verändert. Als Katalysator der Digitalisierung erzwang die Krise die Umorientierung zum Homeoffice in kürzester Zeit. Eine  Transformation, die nicht ohne Folgen für Gesundheit und Familienleben blieb.

Mobil Beschäftigte sehen sich mit Konflikten zwischen Privatem und Beruflichem konfrontiert, fühlen sich von ihren Kolleginnen und Kollegen isoliert oder von zunehmendem Stress erdrückt. Ein Ende scheint nicht in Sicht, denn auch nach der Pandemie wird dezentrales Arbeiten von hoher Bedeutung bleiben.

Mit den Auswirkungen der digitalen Arbeitswelt auf Gesundheit und Produktivität der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beschäftigt sich die social health@work Studie der BARMER und der Universität St. Gallen.

Darin beschreiben die befragten Personen ihre Wahrnehmungen und Verhaltensweisen in Bezug auf eine digitale und flexible Arbeit sowie das soziale Miteinander im Kollegium.

Die Ergebnisse der Befragung geben Aufschluss über die Auswirkungen auf die soziale Gesundheit und Produktivitätswahrnehmung der Beschäftigten und ermöglichen Unternehmen, den negativen Folgen mithilfe von Handlungsempfehlungen aktiv entgegenzuwirken.

Homeoffice verändert soziale Beziehungen

Social Health ist ein bisher wenig erforschter Aspekt der Gesundheit. Sie beschreibt die Fähigkeit, mit anderen zu interagieren, sinnvolle Beziehungen zu bilden, aber auch, sich verschiedenen sozialen Situationen anpassen zu können.

Eine für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer völlig neue soziale Situation ist das Homeoffice. Das digitale Arbeiten zu Hause und die damit einhergehende räumliche Distanz stellt Beschäftigte vor nie da gewesene Herausforderungen – sowohl in Bezug auf neue Arbeitsprozesse als auch soziale Beziehungen.

Diese wiederum haben einen großen Einfluss auf die psychische Gesundheit, deren Beeinträchtigung der häufigste Grund für eine Berufsunfähigkeit ist. Unternehmen sind deshalb besonders jetzt in der Verantwortung, Mitarbeitende auch virtuell gut in das Team einzubinden und kompetent zu führen.

Virtuelle Führungskompetenzen wichtiger denn je

Die Pandemie verändert unsere Arbeitswelt und damit auch den Anspruch an Führung. So stellen Zielvereinbarungen, Feedback und Motivation auf Distanz ganz neue Anforderungen an Führungskräfte.

Die Studie zeigt: Spüren Beschäftigte, dass Vorgesetzte große digitale Kompetenz haben, werden sie produktiver – auch in unsicheren Zeiten – und kündigen seltener.

Homeoffice-Arbeitende, deren Führungskräfte die virtuellen Kommunikationsmöglichkeiten kompetent und effektiv einsetzen, schätzen ihre Produktivität um 10 Prozent und ihre Arbeitszufriedenheit um 48,3 Prozent höher ein als Beschäftigte, deren Führungskräfte nicht über entsprechende digitale Skills verfügen.

15,5 Prozent empfinden sogar weniger Stress. Und mit dem Gedanken an eine Kündigung beschäftigen sich 40,7 Prozent weniger als mobile Beschäftigte, die wenig digitale Führungskompetenz bei ihren Vorgesetzten wahrnehmen.

Doch wie sehen diese Kompetenzen konkret aus? Gute digitale Führung lässt sich nicht mit übermäßiger Kontrolle vereinbaren, weiß Prof. Dr. Stephan Böhm, Professor für Diversity Management und Leadership der Universität St. Gallen:

Um virtuelle  Führungskompetenz nachhaltig in Unternehmen zu integrieren, braucht es ein gewisses Maß an Schulungen für die derzeitigen Führungskräfte. Ein besonders wichtiger Indikator ist aber auch das Vertrauen in die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.

Die räumliche Distanz im Homeoffice erschwert es Führungskräften außerdem, Verhaltensweisen und Prozesse im Team wahrzunehmen und weiterzuentwickeln.

Jetzt heißt es, selbst neue Wege zu gehen und der Führungsaufgabe mithilfe der technologischen Tools bestmöglich gerecht zu werden. Das Ziel ist weiterhin, alle Teammitglieder entsprechend ihren Bedürfnissen zu unterstützen und ein angemessenes Maß an Kommunikation, Coaching und Feedback zu leisten.

Gelingt dies, so sind die positiven Effekte auf die Gesundheit sowie Performanz ihrer Teams laut Studie enorm. Auch einer möglichen Berufsunfähigkeit ihrer Mitarbeitenden durch psychische Belastung können Führungskräfte somit bestmöglich entgegenwirken.

Was die Zukunft zeigen wird

Der erste Lockdown feiert am 22. März Jahrestag – für viele Beschäftigte bedeutet dies auch ein ganzes Jahr Arbeit zu Hause. Welche konkreten Folgen Homeoffice speziell in der Corona-Krise auf Produktivität und Gesundheit hatte, werden die Ergebnisse der  nächsten Welle der Studie social health@ work im Frühjahr 2021 aufzeigen.

Fünf Tipps für eine erfolgreiche digitale Führung

1. Führen Sie digital!
Kommunizieren Sie klar, transparent und wertschätzend. Halten Sie Ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf dem Laufenden und vermeiden Sie Missverständnisse.

Bei virtueller Kommunikation fallen wichtige soziale Hinweisreize wie Mimik und Gestik weg – stellen Sie sicher, dass Ihre Informationen so ankommen, wie sie gemeint sind.

2. Agieren Sie in Rollen!
Denken Sie in Rollen und erweitern Sie Ihr Repertoire. Gerade in virtuellen Arbeitsumgebungen ist es wichtig, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hinter einer gemeinsamen Vision zu vereinen.

Genauso zentral ist es, den Einzelnen und die Einzelne zu fördern. Wecken Sie den Coach in sich und hören Sie aktiv zu. Vereinbaren Sie regelmäßige, kurze 1:1-Meetings.

3. Fördern Sie eine auf Vertrauen basierende Ergebniskultur!
Statt Präsenz zählt Leistung. Auch vor Ort können Sie nicht wirklich kontrollieren, was Ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen den ganzen Tag tun.

Definieren Sie deshalb gemeinsam mit Ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen klare Ziele, die es zu erfüllen gilt. Bleiben Sie im Austausch und geben Sie zeitnahes Feedback.

4. Seien Sie Vorbild für flexibles Arbeiten!
Zeigen Sie, dass flexibles Arbeiten aktiv gelebt werden darf. Stimmen Sie sich zudem mit Ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zu wichtigen Eckpfeilern wie Erreichbarkeit und gemeinsame Präsenzzeiten im Büro ab.

5. Fördern Sie Inklusion!
Investieren Sie in das Zusammengehörigkeitsgefühl Ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und fördern Sie den gegenseitigen Austausch.

Ermutigen Sie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, authentisch zu sein, und zeigen Sie Wertschätzung von Vielfalt. Stellen Sie sicher, dass in virtuellen Meetings jede beziehungsweise jeder zu Wort kommt.