Die Notfall- und Nachfolgeplanung

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Wenn man sich mit dem Thema Unternehmensentwicklung beschäftigt, sollte man sich auch mit den Kennzahlen und deren Transparenz auseinandersetzen.

Zu einer strategisch ausgerichteten Unternehmensentwicklung gehören neben Positionierung, Dienstleistungsportfolio, Marketingmix und weiterer Maßnahmen, die Ermittlung eines Staus-Quo, auf dem die weitere Entwicklung des Unternehmens geplant und aufgebaut werden kann.

Diese Maßnahmen betreffen zunächst eher die Gegenwart

Zwingend notwendig ist jedoch auch ein Blick in die Zukunft und eine Analyse, welche Vorkommnisse dem Unternehmen auf dem Weg seiner geplanten Entwicklung im Weg stehen könnten und insbesondere, welche Ereignisse dem Unternehmen gefährlich werden könnten. Zu einer strategisch geplanten Unternehmensentwicklung gehört somit auch die Notfall- und Nachfolgeplanung. Ein Part der strategischen Unternehmensentwicklung.

Oliver Petersen, Vorstand beim Makler Nachfolger Club e.V.

Leider erleben wir es in unserer täglichen M&A-Praxis immer wieder, dass dieser Part der Unternehmensentwicklung nicht ausreichend berücksichtigt wird und in Notfallsituationen wie Krankheit oder gar Tod des Firmeninhabers  oder Geschäftsführers
der Maklerbetrieb faktisch aufgelöst ist oder droht in kürzester Zeit insolvent zu gehen.

Die Mitarbeiter, sofern vorhanden, haben nicht die nötigen Zugriffsrechte auf Firmenkonten, auf EDV-Systeme und häufig keinen Überblick über die betriebswirtschaftliche Seite des Unternehmens.

Auch die Familienangehörigen tappen meistens im Dunkeln und haben keine Informationen über die Bestandszusammensetzung, die Kundenstruktur und über die Kreditoren und Debitoren. Muss das Unternehmen dann unvorbereitet an einen Nachfolger übergeben oder ein Käufer gesucht werden, ist wertvolle Zeit vergangen und das Unternehmen oder der Kundenbestand erreicht kein angemessenes Preisniveau.

Wenn in dieser Situation auch noch die „Schnäppchenjäger“ der Branche auftauchen, läuft das Unternehmen Gefahr, weit unter Marktwert verkauft zu werden.

Dabei ist es gar nicht so schwer, einen Notfallplan für sich und für das Unternehmen aufzustellen, und es  geht auch schneller, als viele glauben. Eigentlich müssen Sie sich nur einmal fragen, in welcher Situation Ihre Firma und Ihre Angehörigen heute wären, wenn Ihnen gestern etwas passiert wäre und Sie dem Unternehmen für eine längere Zeit oder gar nicht mehr zur Verfügung stehen würden.

Welche Informationen müssen Ihre Mitarbeiter und Ihre Angehörigen haben und welche Vollmachten, welches Wissen und welche Fähigkeiten müssen sie haben, damit es mit Ihrem Unternehmen weitergehen kann, bis Sie wieder übernehmen können, oder, sofern Sie nicht mehr übernehmen können oder wollen, das Unternehmen weiterhin bestehen bleiben kann beziehungsweise zu einem angemessenen Marktpreis an einen Nachfolger übergeben werden kann?

Jede Firma, jeder Bestand ist anders und viele Dinge innerhalb einer strategischen Notfall- und Nachfolgeplanung müssen individuell gestaltet werden. Dennoch gibt es wiederkehrende Themen und es werden nachstehend einige davon beleuchtet.

Persönliche Vollmachten, Testament

Viele wissen es leider noch immer nicht: Auch Ehepaare können nicht allein durch die Eheschließung füreinander handeln. Es bedarf zusätzlicher Regelungen wie Generalvollmacht, Betreuungsverfügung, Patientenverfügung, Unternehmervollmacht et cetera.

Diese Dinge sollten Sie, sofern noch nicht geschehen, auf jeden Fall und unverzüglich angehen. Unabhängig von der Rechtsform des Unternehmens und vom Alter der Vertragsparteien: Haben Sie schon ein Testament? Falls nicht, sollten Sie eines erstellen.

Geschäftliche Vollmachten

Legen Sie fest, wer im Fall der Fälle für Sie in welchen Bereichen in welchem Umfang handeln darf und welche Informationen er benötigt. Bei vielen Rechtsformen kann dies zum Beispiel durch eine Handlungsvollmacht, Prokura oder Ähnliches erreicht werden.
Sogar Einzelunternehmer können einen Prokuristen einsetzen, sofern sie als e. K. firmieren. Auch eine Bankvollmacht kann sinnvoll sein, um fällige Zahlungen leisten zu können und eine Kontrolle über den eingehenden Umsatz zu haben.

Bankverbindungen und Zahlungsverpflichtungen

Erstellen Sie eine Auflistung der Bankverbindungen und der laufenden Zahlungsverpflichtungen. Auch wenn Ihre Bevollmächtigten dies im Zweifel auch aus den Kontoauszügen entnehmen könnten, können sie sich dadurch wesentlich einfacher und
schneller einen Überblick verschaffen und gegebenenfalls wichtige Fristen einhalten.

Wichtige Ansprechpartner

Wer sind die wichtigsten Ansprechpartner bei den Bankverbindungen der Firma? Wie sind die Maklerbetreuer zu erreichen und welche Agenturnummern gibt es? Wie sind die Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und Rechtsanwälte der Firma zu erreichen? Gibt es sonst noch wichtige Personen, deren Kontaktdaten verfügbar sein müssen?

Bestandstransparenz und Kennzahlen

Machen Sie eine Strukturanalyse Ihres Kundenbestandes. Altersstruktur, geografische Verteilung, Zielgruppen et cetera. Stellen Sie dann eine Übersicht Ihres Vertragsbestandes auf. Welche Verträge sind bei welchen Gesellschaften? Welche Sparten? Wie verteilen sich die Provisions- beziehungsweise Courtageeinnahmen auf die einzelnen Gesellschaften und Sparten?

Welche weiteren Kennzahlen könnten wichtig sein: Stornoquoten, unverdiente Provision, Stornoreserve, Vermögensschadenhaftpflicht (passt die Versicherungssumme, gab es Schäden, wenn ja welche?).

Sofern Sie mit Maklerpools arbeiten: Welche Bestandsteile liegen bei den Pools? Diese Kennzahlen sollten Sie jährlich aktualisieren. Profis lassen sich regelmäßig eine Marktwerteinschätzung erstellen.

Verträge, Vereinbarungen und Bilanzen

Wo sind die wichtigsten Verträge und Vereinbarungen zu finden? Wo haben Sie die letzten Bilanzen und die aktuelle BWA abgelegt? Gibt es weitere Vermögensaufstellungen, die wichtig sein könnten? Handlungsanweisungen an Bevollmächtigte Was ist Ihnen wichtig, sollte der Fall der Fälle eintreten? Wem möchten Sie was sagen, beziehungsweise welche Anweisungen sehen Sie für wen als wichtig an, damit es mit Ihrem Unternehmen weitergehen kann?

Denken Sie immer daran, welche Informationen einerseits für eine Weiterführung des Unternehmens durch Familienangehörige oder Mitarbeiter wichtig sind und welche andererseits für einen Verkauf wichtig sein können.

Diese Auflistung kann selbstverständlich nicht abschließend sein, denn wie eingangs erwähnt ist jede Notfall- und Nachfolgeplanung individuell zu sehen. Es sollte eine grobe Übersicht über wichtige Themen in diesem Zusammenhang erstellt werden.
Wer sich mit diesem Thema tiefer beschäftigen möchte, dem empfehlen wir gerne unsere Websites: www.makler-notfallplan.de oder auch  www.makler-notfallordner.de

Während des Verkaufs

Wer den Kauf eines Maklerbestandes oder eines Maklerunternehmens zum Teil seiner Unternehmensentwicklung machen möchte, braucht, sofern er es nicht aus Eigenmitteln bestreiten kann, eine solide Finanzierung, möglichst mit Fördermitteln.
Das geht nicht von heute auf morgen und Kaufinteressenten sind gut beraten, sich frühzeitig um mögliche Finanzierungspartner zu bemühen.

Holen Sie sich Hilfe von sachkundigen Partnern, die Ihnen neben Finanzierungsmöglichkeiten auch dabei helfen, die nötigen Businesspläne zu erstellen, Kapitalnachweise zu besorgen und Fördermittel zu beantragen. Wer hier Information oder Unterstützung benötigt, kann sich weitere unverbindliche Informationen auf unserer Finanzierungsplattform besorgen:
www.finanzierung-maklerbestand.de

Nach dem Verkauf

Wenn Sie Käufer oder Nachfolger sind, alles abgewickelt ist und die Kaufverträge für den Bestand abgeschlossen sind, sollten Sie sofort damit beginnen, alles zu tun, um Ihren Return on Investment (ROI) so schnell als möglich zu erreichen. Unabhängig von der Rechtsform des übernommenen Bestandes ist für Ihre weitere Unternehmensentwicklung die möglichst schnelle und sichere Vereinnahmung der Courtagen der gekauften Bestände eines der wichtigsten Dinge. Bauen Sie sich ein Monitoring der einzelnen Versicherungsverträge auf und controllen Sie die Einnahmen der übernommenen Courtagen und, sollten Sie Cross-Selling betreiben wollen, auch welche neuen Courtagen hinzukommen.

Wenn Sie diese Zahlungsströme mit dem investierten Kapital vergleichen, können Sie überwachen, wann Sie den Breakeven-Point erreicht haben, sprich, ab wann sich Ihre Investition amortisiert hat. Bei größeren Beständen kann es sinnvoll sein, einzelne Kostenträger beziehungsweise Kostenstellen anteilig auf den übernommenen Bestand zu buchen, um eine Amortisation unter Berücksichtigung der anteiligen Kosten und gegebenenfalls realisierter Skaleneffekte für die Bestandsverwaltung zu controllen.
Wer sich für tiefer gehende Informationen interessiert, kann sich eine Übersicht über mögliche Partner, die Ihnen beim Verkürzen der Amortisationszeit helfen können, hier verschaffen: www.Makler-Nachfolger-Club.de/Spezialisten

 

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