Corona-Krise nicht existenzbedrohend für Europas Versicherer

zeb European Insurance Study 2020 / COVID-19 forciert Digitalisierung des Versicherungsvertriebs / Weiterer Text über ots und www.presseportal.de/nr/119614 / Die Verwendung dieses Bildes ist für redaktionelle Zwecke honorarfrei. Veröffentlichung bitte unter Quellenangabe: "obs/zeb" © obs/zeb

Nachdem Europas Topversicherer vor der Corona-Krise in 2019 noch ein kräftiges Prämienwachstum von durchschnittlich 6 Prozent verzeichneten, wird sich die Situation der Assekuranzen im Jahr 2020 merklich verschlechtern. Dies ist ein zentrales Ergebnis der aktuellen European Insurance Study (EIS) von zeb.

Es ist zu erwarten, dass die Gewinne der Versicherungsbranche in diesem Jahr um 30 Prozent zurückgehen werden und sich auch das Wachstum abschwächen wird.

Dabei gegen die Halbjahreszahlen der fünf größten Versicherer in Europa den Trend vor. Aber Corona-Krise ist bisher nicht existenzbedrohend für die Branche. Laut zeb ist dafür vor allem die gute, eigenkapitalstarke Verfassung ausschlaggebend, in der sich Europas Versicherer vor dem Ausbruch der Pandemie befunden haben.

Dr. Jan Hendrik Sohl, zeb-Partner, dazu:

„Die europäischen Versicherer spüren die Auswirkungen der Pandemie. Existenzbedrohend ist sie aber nicht. Das liegt auch am Erfolgsjahr 2019. Die Krise hat die Versicherer insgesamt gut aufgestellt getroffen.“

COVID-19 führt zu sinkender Profitabilität

Die 25 größten europäischen Versicherungsgruppen konnte ihre Rendite im Jahr 2019 im Vergleich zu den Vorjahren erheblich verbessern. So stieg die Eigenkapitalrendite der europäischen „Top 25“ von 8,6 auf 11,3 Prozent. Das operative Vorsteuerergebnis legte um 25 Prozent zu.

Allerdings zeigt sich das erste Halbjahr 2020 weniger erfolgreich: So geht zum Beispiel aus einer Analyse der Halbjahresberichte der fünf größten europäischen Versicherer hervor, wie COVID-19 inzwischen der gesamten Branche zusetzt: Denn sowohl im Bereich der Lebensversicherung (-13 Prozent) als auch im Bereich der Schaden-/Unfallversicherung (-36 Prozent) sind die operativen Ergebnisse deutlich geschrumpft.

Branche dennoch stabil

Fast alle Versicherer haben die Solvenzanforderungen der Europäischen Union erfüllt. Die „Top 25“ konnten ihre Solvenzquoten durch eine Erhöhung des Eigenkapitals durchschnittlich von 214 Prozent (2018) auf 219 Prozent (2019) sogar noch steigern.

Allerdings ist dieser positive Trend in diesem Jahr abgebrochen und die durchschnittlichen Solvenzquoten der fünf größten europäischen Versicherer im ersten Halbjahr 2020 um fast 25 Prozent geschrumpft. Grund dafür war vor allem die Entwicklung an den Finanzmärkten, insbesondere die weiter gefallenen Zinsen. Jedoch liegt die Solvenz fast aller Versicherer aktuell auf einem so hohen Niveau, dass die finanzielle Stabilität nach wie vor ungefährdet ist.

Prämieneinnahmen stagnieren

Im vergangenen Jahr lag das durchschnittliche Wachstum der „Top 25“ gemessen an den Bruttoprämien bei 6 Prozent. Zudem ist auch der europäische Gesamtmarkt erheblich gewachsen. Diese Entwicklung ist vor allem auf die Bereiche Lebensversicherung (+7 Prozent) sowie Schaden-/Unfallversicherung (+3,7 Prozent) zurückzuführen.

Allerdings zeigt sich derzeit ein anderes Bild: Die „Top 5“ der europäischen Versicherer verzeichneten eine uneinheitliche Entwicklung der Prämieneinnahmen. So ist der Bereich Lebensversicherungen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 um 2 Prozent geschrumpft, der Bereich Schaden-/Unfallversicherung dagegen um 2 Prozent gewachsen. Unter dem Strich haben die Prämieneinnahmen im ersten Halbjahr 2020 stagniert.

Digitale Vertriebsmodelle ausschlaggebend für künftiges Wachstum

Der Trend zur Digitalisierung wurde durch die Corona-Pandemie massiv beschleunigt. Konnten Versicherer bis Anfang 2020 noch über traditionelle Vertriebswege zulegen, ist das seit COVID-19 nicht mehr möglich. Damit werden funktionierende digitale Vertriebskanäle zur Grundvoraussetzung für zukünftiges Wachstum.

Darunter ist sowohl die Digitalisierung des Direktvertriebs als auch die digitale Unterstützung der für den persönlichen Vertrieb zuständigen Mitarbeiter vor Ort zu verstehen.

Dieter Kipp, zeb-Partner, sagt:

„Alle Produkte und Kundenservices eines Versicherers sollten von Kunden persönlich und digital ohne Beteiligung einer vermittelnden Person abgeschlossen bzw. in Anspruch genommen werden können. Hier anzusetzen, wird in den nächsten Monaten eine der zentralen Aufgabenstellungen der Versicherungswirtschaft sein.“