PKV: Ältere zahlen im Durchschnitt nicht mehr als Jüngere

PKV: Ältere zahlen im Durchschnitt nicht mehr als Jüngere
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Langfristig steigen die Beiträge in der Privaten Krankenversicherung nicht stärker als in der Gesetzlichen Krankenversicherung. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Beitragsentwicklung in der PKV“ der IGES Institut GmbH.

Die aktuelle Studie baut auf die IGES-Studie aus dem Jahr 2017 auf, in der die Beitragsentwicklung der Debeka-Mitglieder von 1995 bis 2017 untersucht wurde. Auch in der jetzt vorliegenden Studie stand eine Datengrundlage der Debeka Krankenversicherung zur Verfügung, die es ermöglichte, die individuelle Beitragsentwicklung von fast 800.000 bei der Debeka PKV-versicherten Mitgliedern im Längsschnitt über einen Zeitraum von 20 Jahren (2000-2020) auszuwerten. In einer ergänzenden Betrachtung wurden zusätzlich die Auswirkungen einer Beitragsanpassung 2021 berücksichtigt.

Beitragsentwicklung in der PKV und GKV

Wenn nur die durchschnittliche Entwicklung in den vergangenen zehn Jahren betrachtet wird, so sind die Beiträge in der PKV sogar deutlich schwächer gestiegen als in der GKV. Im Zeitraum 2008 bis 2018 haben sich die Beitragseinnahmen je Versicherten in der GKV um durchschnittlich 3,5 Prozent pro Jahr erhöht, in der PKV waren es nur 2,3 Prozent.

Bei älteren Versicherten gilt: Entgegen der vorherrschenden Behauptung, die Beiträge in der PKV seien im Alter nicht bezahlbar, zeigt die Studie, dass im Durchschnitt die Beiträge der Debeka-Versicherten, dem größten Anbieter in der PKV, im Alter nicht höher sind als die der 60-Jährigen.

Dr. Martin Albrecht, Geschäftsführer des IGES Instituts und Leiter der Studie, dazu:

„Die bisherige öffentliche Diskussion über das Ausmaß von Beitragssteigerungen in der PKV stützt sich vor allem auf Momentaufnahmen einzelner Jahre oder oft nur auf Einzelfälle. Die Studie nimmt deshalb die langfristige Beitragsentwicklung von PKV-Versicherten in den Blick. Sie liefert so valide Ansätze, um die gesundheitspolitische Diskussion zu versachlichen.“

Beitragsentwicklung ist moderat und langfristig nicht höher als in GKV

In dem von der Studie betrachteten Zeitraum liegt die durchschnittliche Beitragssteigerung bei langjährig Versicherten der Debeka bei 2,8 Prozent pro Jahr. Dennoch gibt es immer wieder Beitragssprünge.

Nach der letzten Anpassung 2017 kam es in den Jahren 2018 bis 2020 nicht zu nennenswerten Erhöhungen, sondern eher zu Senkungen. Aus der Beitragsanpassung 2021 resultieren hingegen sprunghafte Erhöhungen, auch im zweistelligen Prozentbereich.

Auch bei den Arbeitnehmern und Selbstständigen kommt es nach längeren Phasen stabiler Beiträge zu plötzlichen Beitragserhöhungen. So steigen die Beiträge zum Beispiel in den Jahren 2021 und 2022. Hintergrund ist die Tatsache, dass hier die Beitragsanpassung auf zwei Jahre verteilt wird, da die wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Einkommenssituation (durch Kurzarbeit oder Betriebsschließungen) besonders bei diesen Personen zu finanziellen Härten führen können.

Zudem ist der Sondereffekt der Einführung des gesetzlichen Beitragszuschlags bei der Bewertung der Beitragsentwicklung zu berücksichtigen, der seit dem Jahr 2001 zu zahlen ist. Dessen beitragsdämpfende Wirkungen im Alter konnten sich allerdings bisher noch nicht in vollem Umfang entfalten. Blendet man diesen Sondereffekt aus, waren nur knapp fünf Prozent der Arbeitnehmer und Selbstständigen von sowohl starken als auch sprunghaften Beitragserhöhungen betroffen.

Wenn allein die prozentualen Prämienerhöhungen betrachtet werden, zeigt die Analyse, dass sehr starke prozentuale Prämienerhöhungen häufig mit vergleichsweise geringen Prämienhöhen einhergehen.

Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse, dass die individuellen Ausgestaltungen des Versicherungsschutzes bei Eintritt und die Veränderungen im Zeitverlauf die Prämienentwicklung maßgeblich beeinflussen. Pauschale Aussagen über die Beitragsentwicklung in der PKV, in denen diese individuell unterschiedlichen Rahmenbedingungen der Beitragsentwicklung keine Berücksichtigung finden, erscheinen vor diesem Hintergrund fragwürdig.

Absolute Beiträge liegen deutlich unter denen der GKV

Der durchschnittliche Monatsbeitrag liegt unter den langjährig Beihilfeversicherten für Männer bei 234 Euro und für Frauen bei 239 Euro. Bei den Arbeitnehmern und Selbstständigen beträgt der durchschnittliche Monatsbeitrag jeweils 563 Euro für Männer und Frauen. In der GKV würden Arbeitnehmer häufig den Höchstbeitrag zahlen, der 2021 voraussichtlich bei 769 Euro liegt.

Bei einzelnen Versicherten traten aufgrund von außergewöhnlichen Versicherungsverläufen extreme Beiträge auf. Hohe Beiträge ergeben sich beispielsweise bei einer Verringerung oder einem Verlust eines Beihilfeanspruchs, etwa bei Eintritt in den Ruhestand bei Angestellten im Öffentlichen Dienst oder Scheidung von einem beihilfeberechtigten Ehepartner. Umgekehrt führt zum Beispiel der Hinzugewinn eines Beihilfeanspruchs bei Eheschluss zu sehr niedrigen Beiträgen. Teilweise resultieren extrem niedrige Beiträge auch aus einem rudimentären PKV-Versicherungsschutz.

Ältere Versicherte zahlen im Schnitt keine höheren Beiträge als jüngere

Im Alter liegen die Krankenversicherungsbeiträge ab der Beitragsanpassung 2021 bei den langjährig Beihilfeversicherten durchschnittlich bei 220 Euro und bei Arbeitnehmern sowie Selbstständigen bei 536 Euro.

Es kam sogar zu einem leichten Absinken der Prämien im Altersbereich zwischen 60 und 70 Jahren und allenfalls moderate Zunahmen danach. Dies gilt sowohl für Beihilfeversicherte als auch für Arbeitnehmer und Selbstständige. Hier zeigt sich, dass Mechanismen zur Beitragsdämpfung im Alter wirken.

Die vollständige Studie „Beitragsentwicklung in der PKV“ des IGES Instituts gibt ab dem 2. November 2020.