Ende der Barzahlungen durch Corona?

Ende der Barzahlungen durch Corona?
© Robert Kneschke – stock.adobe.com

Für Zahlungsverkehrsanbieter bedeutet die Corona-Pandemie, dass sie sich selbst massiv weiterentwickeln müssen, während sie gleichzeitig größere Transaktionsvolumen abwickeln. Zudem sind sie einem größeren Wettbewerb und erhöhten Risikofaktoren ausgesetzt.

Dies geht aus dem World Payments Report 2020 von Capgemini hervor.

Christian Drevenstedt, Experte für den Zahlungsverkehr bei Capgemini in Deutschland, sagt:

„COVID-19 hat das Innovationstempo im Zahlungsverkehr beschleunigt. Mehr denn je müssen Dienstleister aus diesem Bereich Schnelligkeit, Bequemlichkeit und ein hervorragendes Kundenerlebnis von Anfang bis Ende in den Vordergrund stellen. Wir erleben derzeit, dass visionäre Banken und Zahlungsverkehrsunternehmen ihren Fokus auf die Technologietransformation legen und aktiv einen kollaborativen Ansatz verfolgen, indem sie sich mit agilen neuen Akteuren zusammenschließen, um flexiblere Organisationen zu schaffen.“

Anzahl bargeldloser Zahlungen steigt

Schon vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie erreichte das Transaktionsvolumen von bargeldlosen Zahlungen Höchstwerte. Dies wird sich voraussichtlich fortsetzten. Allerdings wird das Tempo durch die zunehmende Abhängigkeit bargeldloser Transaktionen von einer gleichzeitig gedämpften Weltwirtschaftsentwicklung bestimmt. So wird laut Studie von 2019 bis 2023 die Anzahl der bargeldlosen Transaktionen weltweit wahrscheinlich durchschnittlich um 12 Prozent wachsen. Von 2018 bis 2019 stiegen diese Zahlungen um 14 Prozent auf 708,5 Milliarden Transaktionen. Das ist die höchste Wachstumsrate der letzten zehn Jahren.

Dabei übertraf sogar der asiatisch-pazifische Raum Europa und Nordamerika mit seiner Wachstumsrate von 24,7 Prozent noch und war 2019 die Region mit den meisten bargeldlosen Transaktionen (243,6 Milliarden). Dieser Anstieg ist auf die zunehmende Nutzung von Smartphones, den boomenden E-Commerce, die Einführung der digitalen Geldbörse (sogenannte „Wallets“) und Innovationen im Bereich Mobile-/QR-Code-Zahlungen zurückzuführen. Führend sind hier China, Indien und anderen asiatische Märkte in Südostasien mit insgesamt 31,1 Prozent Wachstum.

Mehr Wettbewerb unter den Zahlungsverkehrsanbietern

Da Kunden zunehmend auf Bargeld verzichten, während die Affinität zu digitalen Zahlungen steigt, können neue Marktteilnehmer schnell an Beliebtheit gewinnen. Denn die Studienergebnisse zeigen, dass 30 Prozent der Verbraucher ein BigTech für Zahlungsdienste verwenden und 50 Prozent bereits eine Challenger Bank für einige Zahlungen nutzen.

Darüber hinaus gaben im April 2020 mehr als 38 Prozent der befragten Verbraucher an, während des Lockdowns einen neuen Zahlungsanbieter entdeckt zu haben. 68 Prozent geben an, dass Internet-Banking und direkte Kontoüberweisungen waren und auch noch immer die bevorzugten Zahlungsmethoden während der globalen Pandemie sind. An zweiter Stelle steht die kontaktlose (tap-to-pay) Kartenzahlung, die 64 Prozent der Befragten häufig nutzen. Digitale Geldbörsen (einschließlich QR-basierter Zahlungen) waren die bevorzugte Wahl von 48 Prozent.

Alternative Zahlmethoden nehmen zu

Alternative Zahlungen wie Mobile Payments könnten den Boom des bargeldlosen Zahlens weiter vorantreiben, da sich die Verbraucher mehr Geschwindigkeit, Bequemlichkeit und ein besseres Kundenerlebnis wünschen.

Die Verwendung digitaler Geldbörsen wird erwartungsgemäß von 2,3 Milliarden Nutzer im Jahr 2019 auf vier Milliarden im Jahr 2024 ansteigen.

Unsichtbare Zahlungen oder automatisierte Zahlungsprozesse, wie sie in den Geschäften von Amazon Go und Uber zu finden sind, werden voraussichtlich zwischen 2017 und 2022 eine durchschnittliche Wachstumsrate von 51 Prozent erreichen.

Gefahr krimineller Handlungen im Zahlungsverkehr steigt

Zahlungsverkehrsdienstleister müssen sich mit erhöhten Risiken in verschiedenen Bereichen auseinandersetzen. Branchenexperten sind der Meinung, dass sie Gefahren aus den Bereichen Cybersecurity (42 Prozent), Regulatorik (37 Prozent), Betrieb (35 Prozent) und Business (30 Prozent) ausgesetzt sind.

Die Verwundbarkeit durch Cyber-Angriffe schätzen 87 Prozent der Führungskräfte aus diesem Bereich mit einer hohen Wahrscheinlichkeit ein. Grund dafür sind Kriminelle, die Schwachstellen ausnutzen, die durch den COVID-19 Lockdown deutlich wurden. Dadurch steigt das Risiko von Cyberangriffen, Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung. Um die Gefahr zu mindern, setzen Zahlungsverkehrsunternehmen vermehrt technologische Mittel ein.

https://www.experten.de/2020/02/26/wird-das-bargeld-bald-abgeloest/