Wie ticken Versicherungskunden in Corona-Zeiten?

Wie Versicherungskunden in Corona-Zeiten ticken
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Bis Ende April hatten nach eigenen Angaben rund fünf Prozent der deutschen Versicherungskunden während der Corona-Krise bestehende Versicherungen gekündigt oder Beiträge ausgesetzt beziehungsweise reduziert. Dies geht aus der Studie „Zielgruppen-Insights: Wie die Versicherungskunden in Corona-Zeiten ticken“ von HEUTE UND MORGEN hervor.

Vor allem die Auslandsreisekrankenversicherung ist betroffen. Aber auch im Bereich Pflege- und Krankenprodukte sowie bei Leben- und Rentenpolicen, Berufsunfähigkeitsversicherung und Kfz-Versicherung wurden Beiträge ausgesetzt oder reduziert.

Für die Studie wurden Bundesbürger zwischen 18 und 67 Jahren zu ihrem aktuellen Versicherungsverhalten und ihrer Versicherungsmentalität befragt. Differenziert werden die Ergebnisse für folgende vier Zielgruppen:

  • Junge Versicherungskunden (Studenten, Azubis, Berufseinsteiger, 18-30 Jahre)
  • Junge Familien (Personen mit Kindern unter 6 Jahren im Haushalt)
  • Gesettelte (gehobenes Haushaltseinkommen, 40-50 Jahre,)
  • Silver Ager (Berufstätige, 51-67 Jahre)

Versicherungen rücken mehr ins Bewusstsein

Generell hat die Beschäftigung der Deutschen mit dem Thema Versicherungen in Corona-Zeiten einen deutlichen Schub erhalten.

Jeder fünfte Versicherungskunde hat sich während des Corona-Lockdowns mit seinen Versicherungen auseinandergesetzt hat. Bei den „Jungen Familien“ waren es sogar 27 Prozent.

Zugleich plant fast jeder fünfte Bundesbürger (19 Prozent) in den kommenden Monaten eine Versicherung neu abzuschließen. Allen voran junge Versicherungskunden (31 Prozent) und junge Familien (26 Prozent). Besonders häufig ins Auge gefasst wird dabei der Abschluss von privaten Krankenzusatz-Versicherungen.

Die vermehrte Beschäftigung mit der eigenen Versicherungsausstattung erfolgte produkt- beziehungsweise spartenübergreifend. Insbesondere die oft weniger finanzkräftigen Zielgruppen (Jüngere Versicherungskunden, Junge Familien) haben sich mit ihren Versicherungen vermehrt mit Blick auf finanzielle Entlastung beziehungsweise Einsparpotenziale auseinandergesetzt. Zugleich besteht in diesen beiden Zielgruppen aber auch die größte Bereitschaft für Neuabschlüsse in der näheren Zukunft.

Dr. Michaela Brocke, Geschäftsführerin bei der HEUTE UND MORGEN GmbH, dazu:

„Die Untersuchung der Auswirkungen der Corona-Krise auf das Versicherungsverhalten und die Versicherungsmentalität der Bundesbürger zeigt ein differenziertes Bild aus Chancen und Risiken für die Assekuranz.“

Übersicht zur Trendstudie von Heute und Morgen

Corona-Maßnahmen der Versicherer positiv aufgenommen

Die Versicherer hatten verschiedene Maßnahmen und Service-Angebote ihren Versicherten während des Höhepunkts der Corona-Krise bereitgestellt. Diese sind bei den Versicherungskunden insgesamt sehr gut angekommen und werden überwiegend positiv bewertet.

Allen voran beispielsweise der kostenlose Kinder-Unfallschutz bei jungen Familien (74 Prozent) oder die Verlängerung der Geltungsdauer der Reisekrankenversicherung bei den jeweiligen Produktnehmern (74 Prozent).

Dabei erreicht die Online-Sprechstunde für Krankenvollversicherte mit 34 Prozent der Produktbesitzer die vergleichsweise höchste Bekanntheit der Corona-Maßnahmen. Grundsätzlich hat die Mehrheit der Versicherungskunden (61 Prozent) von zumindest einer coronabezogenen Unterstützungsmaßnahme der Assekuranz gehört.

Allerdings sind teilweise die konkreten Unterstützungs- und Kulanzangebote den Kunden nur wenig oder gar nicht bekannt, was auf einen stärkeren Kommunikationsbedarf hinweist.

Genereller Umgang mit der Corona-Krise

Die Bundesbürger lassen sich typologisch in die Gruppen „Akzeptierende“ (51 Prozent), „Sorglose“ (35 Prozent) und „Maßnahmen-Gegner“ (14 Prozent) im Hinblick auf ihren generellen Umgang mit der Corona-Krise einteilen.

Die Corona-bezogenen Maßnahmen der Assekuranz kommen am besten bei den Akzeptierenden an. Diese gehen davon aus, dass die Auswirkungen der Krise uns noch länger beschäftigen werden und haben zugleich ein hohes Vertrauen in die staatlichen Maßnahmen und in unser Gesundheitssystem.

Keine Auswirkungen auf Versicherungsmentalität durch Corona

Die Versicherungsmentalität der Deutschen selbst hat sich durch die Corona-Krise nicht maßgeblich verändert: Nach wie vor achten die Kunden bei Versicherungsangeboten auf umfangreiche Leistungen und Services (70 Prozent) sowie auf eine hohe Sicherheit bei Geldanlagen (69 Prozent). Die Mehrheit fühlt sich auch in der aktuellen Krisensituation insgesamt gut abgesichert (gesamt: 63 Prozent; „Gesettelte“: 77 Prozent). Speziell bei Altersvorsorge-Produkten sollten von den Anbietern aktuell verstärkt Sicherheit und Wertzuwachs vermittelt werden.

Sorgen und Ängste der Deutschen

Die Sorgen und Ängste der Bundesbürger drehen sich auch in der aktuellen Krisenzeit längst nicht nur um Corona: Nur 18 Prozent befürchten in stärkerem Maße, persönlich an Corona zu erkranken. Vergleichsweise stärker ausgeprägt sind die Ängste vor Pflegebedürftigkeit (gesamt: 26 Prozent; Silver Ager: 36 Prozent) und vor schwerwiegenden und langwierigen Erkrankungen (24 Prozent).

Vorherrschende Sorge junger Familien sind aktuell gesundheitliche Probleme der Kinder (32 Prozent). Jobstarter sorgen sich am stärksten um ihren Berufseinstieg (26 Prozent). Unter den Berufstätigen haben 16 Prozent große Angst vor möglicher Arbeitslosigkeit, 50 Prozent hingegen kaum oder gar nicht.

Bevorzugte Produkte, Kommunikationskanäle und Abschlusswege

In der Bevölkerung besteht derzeit eine hohe Bereitschaft, Versicherungsangelegenheiten auch online zu regeln: Der aktuell am häufigsten genutzte Kontaktpunkt ist die Versicherer-Homepage – und dies sowohl zur Information im Rahmen von Neuabschlüssen (66 Prozent) als auch für den Abschluss (42 Prozent).

Zur Produktinformation wird aktuell neben den Anbieter-Websites nach wie vor auch der persönliche Weg über Vertreter und Makler (60 Prozent) bevorzugt. Aber auch Vergleichsrechner werden weiterhin häufig zur Information genutzt (47 Prozent).

Besonderen Anklang im Produktbereich können derzeit Policen im Pflege- und Krankenbereich finden.

Zudem sind junge Familien aktuell besonders offen für Krankenprodukte zum Schutz ihrer Kinder.

Dr. Michaela Brocke sagt:

„Aufgrund der volatilen Gesamtsituation sollten die Anbieter das Versicherungsverhalten der Kunden, sowie deren Präferenzen und Wünsche, derzeit besonders engmaschig verfolgen. Inhaltlich gilt es dabei, kurz- und mittelfristige Perspektiven systematisch zu differenzieren und auch längerfristige Trends – wie etwa das Thema Nachhaltigkeit – nicht aus den Augen zu verlieren.“

 

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