Digital Health – der Großteil ist skeptisch

Digital Health – der Großteil ist skeptisch
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Digitalisierung in der Medizin eröffnet neue Wege und neue Chancen. Und sie soll mit Automatisierung auch einen Beitrag leisten, um hohe Kosten besser in den Griff zu bekommen. Wiederkehrende Abläufe und Prozesse im Verwaltungsbereich, aber auch gewisse Tätigkeiten im pflegerischen Umfeld – Stichwort Pflege-Roboter – werden hierfür diskutiert, berechtigterweise durchaus kontrovers.

Fatal wäre, wenn die Kostenreduktion durch automatisierte Prozesse das ausschlaggebende Argument für mehr Digitalisierung in der Medizin würde. Deutschland ist ohnehin bei den durchgeführten Operationen Spitzenreiter und der Rückschluss berechtigt, in welchen Bereich Digitalisierung in der Medizin eingesetzt würde, welchen Nutzen sie tatsächlich hat und wem am Ende die Patienten vertrauen?

Die Bevölkerung bewertet die Digitalisierung in der Medizin durchaus differenziert. Während sie sich die Nutzung einer elektronischen Patientenakte inzwischen mehrheitlich vorstellen kann, ist sie bei anderen Innovationen eher skeptisch. Sei es die Video-Sprechstunde beim Arzt, die Diagnose-Stellung durch Künstliche Intelligenz oder der Roboter als Ersatz für Pflegepersonal. Die Chancen werden gesehen, aber deutlich häufiger die Risiken. Dieses Fazit zieht die aktuelle Continentale-Studie 2019. Die repräsentative Befragung wurde in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut Kantar erstellt.

Die Vertrauensfrage

„Die Studie zeigt sehr deutlich: Die Bevölkerung vertraut in der Medizin grundsätzlich eher dem Menschen“,

betont Dr. Christoph Helmich, Vorstandsvorsitzender im Continentale Versicherungsverbund.

95 Prozent akzeptieren eine Diagnose durch Künstliche Intelligenz entweder gar nicht oder nur, wenn auch der Arzt zusätzlich eine Diagnose stellt. Gründe dafür: Zwar sehen 55 Prozent die Chance einer schnelleren Diagnose-Stellung, aber häufiger noch sehen die Befragten Gefahren durch Datenmissbrauch (70 Prozent) und Fehldiagnosen (68 Prozent).

Auch im OP-Saal vertrauen 62 Prozent eher dem Arzt als einem Roboter. Dazu Dr. Helmich:

„Selbst in 20 Jahren sieht etwa jeder Dritte sowohl Künstliche Intelligenz als auch Roboter dem Menschen als unterlegen an. Dabei werden wir uns angesichts des rasenden Fortschritts noch wundern, was bis dahin alles möglich sein wird.“

Pflege-Roboter: „Ein Trauerspiel für die Gesellschaft“

Rund drei Viertel bezeichnen Roboter als Trauerspiel für die Gesellschaft, weil der direkte Kontakt zwischen Menschen verloren ginge. 72 Prozent sehen auch eine Gefahr durch fehlerhafte Technik. Trotzdem: Immerhin 40 Prozent können sich aktuell vorstellen, sich bei Bedarf durch einen Roboter zu Hause unterstützen und versorgen zu lassen. Denn positiv sei zum Beispiel, dass Roboter die Familie entlasten und die Selbstständigkeit des Betroffenen erhöhen (je 52 Prozent).

Positives Feedback für Gesundheits-Apps

Gesundheits-Apps können chronisch Erkrankte an die regelmäßige Einnahme ihrer Medikamente erinnern, den Puls, Blutdruck oder Zuckerspiegel messen. Insgesamt werden hier mehr Vorteile als Nachteile gesehen. Mehrheitlich herrscht die Meinung, dass die App den Alltag von chronisch Erkrankten verbessere, weil Aufgaben abgenommen werden können (62 Prozent) und zudem ein Gefühl von Sicherheit vermittelt wird (52 Prozent). Für ein Drittel ist es kritisch, dass der Krankheit durch die ständige Erinnerung der App noch mehr Raum gegeben wird, auch könne für 43 Prozent die ständige Datenüberwachung zur Paranoia führen.

Fitnessarmbänder führen zur Verhaltensänderung

Unabhängig von konkreten Krankheitsbildern nutzen derzeit 15 Prozent der Bevölkerung Fitnessarmbänder, Smartwatches oder ähnliche Geräte. Das sind doppelt so viele wie vor vier Jahren. Die Mehrheit der Nutzer, insbesondere Frauen, hat das persönliche Verhalten positiv verändert.

Übergreifend gilt aber: Männer sind bei den Digitalisierungs-Themen aufgeschlossener als Frauen. Auch das Alter spielt eine Rolle: Besonders affin gegenüber den neuen Techniken im Medizin-Bereich zeigen sich Menschen zwischen 30 und 39 Jahren.

Zur Studie

Für die Continentale-Studie 2019 wurden bundesweit repräsentativ 1.464 Personen ab 18 Jahren befragt. Die komplette Studie sowie vorangegangene Studien stehen kostenlos unter www.continentale.de/studien zur Verfügung. Sie erscheint seit dem Jahr 2000 jährlich.