Gesundheitsleistungen auf dem Vormarsch: Ohne Gesundheit ist alles nichts

Gesundheitsleistungen auf dem Vormarsch: Ohne Gesundheit ist alles nichts
© Betriebliche Krankenversicherungsmakler GmbH

In 7.700 Unternehmen profitieren mehr als 750.000 Mitarbeiter bereits von dem Angebot einer betrieblichen Krankenversicherung (Stand 31.12.2018), meldete der GDV vor Kurzem. Das entspricht einer Verdoppelung der Zahlen innerhalb von drei Jahren. Ulla Wilmers führt seit zwei Jahren gemeinsam mit Ulrich Schwarzmaier die Betriebliche Krankenversicherungsmakler GmbH. Sie spricht über ihre Erfahrungen und warum die betriebliche Krankenversicherung in Zukunft unerlässlich ist.

Was hat Sie motiviert, mit diesem Thema in die Selbstständigkeit zu starten?

Ulla Wilmers: Ich bin davon überzeugt, dass die betriebliche Krankenversicherung ein absolutes Zukunftsthema ist, denn der Kampf um Mitarbeiter wird noch härter werden. Benefits sind gefragt und Unternehmer werden sich in der Mitarbeitergewinnung in Position bringen müssen.

Der zweite Grund ist meine umfassende Expertise für diese Themenfelder. Ich kann all mein Wissen aus der betrieblichen Altersversorgung und Krankenversicherung in Kombination mit dem nötigen Know-how aus dem Personalbereich einfließen lassen.

Herr Schwarzmaier, an sich hätten Sie diesen Bereich gut in das bestehende Unternehmen integrieren können. Warum haben Sie eine Neugründung vorgezogen?

Ulrich Schwarzmaier: Wir haben uns bewusst für das neue Unternehmen entschieden. Die Kundenberatung unterscheidet sich doch sehr von den weiteren Spartenthemen unserer Branche. Der Fokus liegt auf der Positionierung des Themas, darauf konzentrieren wir uns voll und ganz.

Wie wird sich die Arbeitswelt verändern? Worauf sollten sich Unternehmenslenker einstellen?

UW: Der Veränderungsprozess ist in den Unternehmen bereits angekommen. Kleinere Betriebe stehen im Wettbewerb mit großen Konzernen. Entscheidend für den neuen Arbeitnehmer ist heutzutage nicht mehr nur das Gehalt.

Gerade für die nachrückende Generation sind eine Work-Life-Balance und ein hohes Maß an Flexibilität sehr wichtig. Insofern dominiert der Bewerber den Markt. Und die betriebliche Krankenversicherung ist ein Instrument, das für Mehrwertleistungen sehr geeignet ist.

Eine überalternde Gesellschaft und der Fachkräftemangel verstärken den Ruf nach Mitarbeiter-Benefits. Erfüllt die bKV diese Anforderungen?

UW: Ich bin der Auffassung, dass sie diese sehr gut erfüllt. Per se geht es doch darum, dass die vorhandene Belegschaft bis zum Rentenalter von 67 Jahren beschäftigungsfähig bleibt. Insofern geht es hier um Maßnahmen für die Gesunderhaltung, weil mit dem Alter meist auch die AU-Zeiten ansteigen. Deshalb sollte ein bKV-Konzept die Balance für neue und erfahrene Mitarbeiter ermöglichen.

Gesundheitsleistungen umfassen mehr als Krankenversicherungstarife. Wie groß ist der Analyseaufwand?

UW: Wenn Sie mich so direkt fragen: Enorm und komplex und er steigt mit der Größe des Unternehmens. Aber es lohnt sich, denn der Unternehmer erhält mit der Bedarfsanalyse eine Grundlage für seine weiteren Schritte. Die Themenblöcke in der Analyse sind vielfältig. Alle zu nennen, würde den Rahmen sprengen. Schwerpunkte sind die Herausforderungen und Möglichkeiten des Betriebs und damit die Zielsetzung der Maßnahmen und natürlich die Anforderungen der Belegschaft selbst. Erst danach beschäftigen wir uns mit den Tarifangeboten.

Wie offen sind die Verantwortlichen in den Betrieben?

UW: Erst mal sehr skeptisch. Die Gründe sind eine mangelnde Bekanntheit und somit kaum eine Kenntnis über deren Leistungsfähigkeit. Hinzu kommt, dass auch die Meinung vorherrscht, Gesundheit sei eine reine Privatangelegenheit. Hier gilt es, mit sehr guten Informationen Aufklärungsarbeit zu leisten. Diese Gespräche verlaufen in inhabergeführten Unternehmen wiederum anders als in größeren Organisationsstrukturen. Bei Letzteren ist der Klärungsbedarf der Zuständigkeiten entsprechend größer und Entscheidungen werden wesentlich von Planungs- und Budgetrunden beeinflusst. Das Gelingen des Projektes hängt maßgeblich von dieser frühen Konzeptphase und dem Wissen über den Treiber ab.

Worauf legen die Unternehmen besonderen Wert?

UW: Neben der Gesunderhaltung und schnellstmöglichen Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit soll auch der Belegschaft finanzieller Nutzen geboten werden: Das sind zum Beispiel Leistungen für Zahnersatz und privatärztliche Behandlung im Krankenhaus.

bKV-Konzepte sind so individuell wie das Unternehmen. Worin unterscheiden sich die Anforderungen großer und kleinerer Betriebe?

UW: Eher größere oder große Organisationseinheiten orientieren sich an Kennzahlen und betrachten das Investment in Gesundheitsmaßnahmen auch unter dem Aspekt der Refinanzierung. In kleineren Unternehmen arbeitet der Firmeninhaber häufig sehr eng mit seinem Team zusammen, dann steht die persönliche Wertschätzung im Mittelpunkt.

Was ist die größte Herausforderung in der Kundenberatung?

UW: In großen Unternehmen sind Projektzeiten von knapp zwei Jahren keine Seltenheit. In kleineren Betrieben werden Entscheidungen schneller gefällt, dafür ist der Informationsaustausch in der kurzen Zeit intensiver. Das muss jederzeit gewährleistet sein. Auch wenn die Zielsetzung ähnlich ist, die Vorgehensweise kann sich grundlegend unterscheiden.

Werden Sie auch mit Vorbehalten konfrontiert?

UW: Natürlich. Zu teuer sowie die Mitarbeiter schätzen und nutzen es nicht. In der Regel basieren alle auf einer gewissen Unkenntnis. Zu teuer deshalb, weil nur der monatliche Beitrag gesehen und der Verwaltungsaufwand gescheut wird. Wertschätzung und Nutzen für den Mitarbeiter wird aus der betrieblichen Altersversorgung abgeleitet, obwohl diese erst zu einem späteren Zeitpunkt erlebbar wird. Das ist bei der bKV nicht der Fall. Der Mehrwert und Nutzen wird bereits während des laufenden Arbeitsverhältnisses erlebt.

Die Implementierung ist Teil Ihres Konzepts. Welche Services bieten Sie an?

UW: Tue Gutes und rede darüber. Eine bKV ist dann besonders erfolgreich und motivierend, wenn die Belegschaft zum Start umfassend informiert wird. Auch hier gilt: Die Aktivitäten müssen zum Unternehmen passen. Die Einführungsaktivitäten sprechen wir eng mit der Geschäftsleitung ab. Wir unterstützen beispielsweise mit Mitarbeiterinformationen und Unterlagen für Stellenausschreibungen. Ferner decken wir die An- und Abmeldungen mit einem onlinebasierten Standardprozess ab. Im Fokus steht dabei immer, den Aufwand so schlank als möglich zu halten. Und zwar für jede Unternehmensgröße.

Die bKV-Beratung erfordert ein umfassendes Know-how, sozial- und steuerrechtliche Grundlagen inklusive. Können Sie sich vorstellen, mit Vermittlerkollegen zu kooperieren?

UW: Wir vertreten die Auffassung: Nicht jeder kann alles wissen. Deshalb sehen wir in der Kooperation mit Maklern einen vielversprechenden Ansatz. Unsere Rolle und die vereinbarten Rechte werden dafür vertraglich geregelt. Der Firmenkunde bleibt dabei immer Kunde seines Maklers. In der Regel erfolgt unsere Vergütung durch ein Honorar für die Analyse, das Konzept und das Beratungsgespräch. Kommt es zum Vertragsabschluss, fließt auch ein Anteil der Provision in unsere Vergütung mit ein, das vereinbarte Honorar wird dann angerechnet. Sollten wir auch Verwaltungsaufgaben übernehmen, wird eine eigene Vereinbarung auf Basis des erforderlichen Aufwands getroffen.

Eine Kooperation kann immer sinnvoll sein, wenn dadurch eine vorhandene Kundenbeziehung gestärkt wird. Besser ist es, den eigenen Kunden anzusprechen,  bevor es ein anderer macht.

Welches Potenzial hat die bKV als aktuelles Nischenthema?

UW: Gesundheit und deren Förderung ist ein großes Thema unserer Zeit und der Zukunft. Insofern wird die bKV an Bedeutung gewinnen. Aus unternehmerischer Sicht ist sie Fluch und Segen zugleich. Jede Nische ist meist arbeitsintensiv, dafür bietet sie Alleinstellungsmerkmale. Dies wird so lange der Fall sein, bis es möglicherweise Empfehlungen für Tarifvereinbarungen gibt. Das könnte die Durchdringung erhöhen. Stimmen von Arbeitgeberverbänden stehen weiteren verpflichtenden Vorgaben eher skeptisch gegenüber. Insofern ist es die Aufgabe unserer Branche, die bKV nach vorne zu bringen.

Frau Wilmers, Herr Schwarzmaier, vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch.

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Bilder: (1) © Betriebliche Krankenversicherungsmakler GmbH (2) © experten-netzwerk GmbH