Deutsche werden offener gegenüber neuen digitalen Trends

Deutsche werden offener gegenüber neuen digitalen Trends
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Die Offenheit für neue digitale Anbieter, Produkte und Services der Deutschen wächst. Dies zeigt der aktuelle «Trendmonitor Deutschland» des Marktforschungsinstituts Nordlight Research mit dem Schwerpunktthema „Banking & Insurance Trends“.

Besonders ausgeprägt sind Akzeptanz und Interesse für neue digitale Services, Vertriebswege und Anbieter in den jüngeren Zielgruppen der 16-29-Jährigen und der 30-49-Jährigen. Daneben bei Personen, die einen innovations- und technikaffinen Lebensstil pflegen, in einkommensstärkeren Bevölkerungsgruppen sowie bei Männern vergleichsweise stärker als bei Frauen.

Offen gegenüber neuen Anbietern

Jeder dritte Verbraucher ist bereit, bei namhaften Digitalkonzernen wie Amazon, Apple, Google oder Paypal einfache Versicherungen abzuschließen oder dort ein Girokonto zu führen. Auch sind sie offen dafür, künftig nicht mehr nur der eigenen Bank, sondern auch Drittanbietern wie „Fintechs“ den Zugriff auf ihre Kontoinformationen zu erlauben, um deren Services zu nutzen.

Vom Sprachassistenten zum Robo-Advisor

22 Prozent der Verbraucher können sich vorstellen, digitale Sprachassistenten wie Amazons „Alexa“ nicht nur zur Information über Bank- und Versicherungsprodukte zu nutzen, sondern auch für deren Abschluss. Robo-Advisor für Geldanlagen sind für 42 Prozent der Bundesbürger interessant. 24 Prozent zeigen Interesse an vergünstigten Versicherungstarifen im Kfz-Bereich, die auf der digitalen Kontrolle des eigenen Fahrverhaltens beruhen.

Thomas Donath, Geschäftsführer bei Nordlight Research, sagt:

„Die Bank- und Versicherungskunden setzen sich vermehrt mit neuen digitalen Angeboten auseinander, probieren diese schrittweise auch aus. Dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass diese sich auch in breiter Form bei allen Kundentypen durchsetzen werden.“

Digitale Trends bei Versicherungs- und Finanzprodukten

Vorsicht vor Fehleinschätzungen oder Hypes

Dennoch sind – auch wenn die Bundesbürger sich schon aufgeschlossener zeigen – die meisten Deutschen beim Abschluss von Finanz- und Versicherungsprodukten bislang immer noch „traditionell“. So werden die meisten Versicherungs- und Bankprodukte immer noch am liebsten und am häufigsten im persönlichen Gespräch mit Kundenbetreuern abgeschlossen. Oder – mittlerweile ebenfalls bereits klassisch, und bei einfachen Produkten zunehmend – direkt über die Websites etablierter Anbieter.

Andere digitale Abschlusswege (wie Video-Beratung, automatisierte Sprachauswahlmenüs, Sprachassistenten etc.) spielen de facto bisher nur Nebenrollen; könnten in speziellen Zielgruppen zukünftig aber durchaus attraktiven Nischencharakter gewinnen.

Bekannte Anbieter präferiert

Generell haben klassische Markenanbieter gegenüber Fintechs, Insurtechs und großen Digitalkonzernen immer noch die Nase vorn. Präferierte Anbieter für den Abschluss einfacher Versicherungsprodukte (Hausrat / Kfz etc.) sind die HUK-Coburg / HUK24, Allianz, R+V, Ergo und Axa. Beim Abschluss einfacher Bankprodukte (Girokonto etc.) bevorzugen deutsche Verbraucher Sparkassen, Volks-/ Raiffeisenbanken, ING, Postbank und Commerzbank. Neue Anbieter liegen zumeist erst am Ende der Präferenz-Rankings.

Personalisierte Werbung unbeliebt

Rund 90 Prozent der Deutschen sind skeptisch gegenüber personalisierter Werbung zu Bank- und Versicherungsprodukten auf Basis der Analytik individueller Such-Interessen und Social-Media-Aktivitäten. Und zwar weitgehend unabhängig davon, ob die eigene Bank beziehungsweise Versicherung oder Plattform-Anbieter wie Facebook, Google & Co. solche Werbung aussenden. Generell gilt: Datenschutzbedenken stellen derzeit immer noch ein gewisses „Bollwerk“ gegenüber raschem digitalen Wandel im Bereich des privaten Finanz- und Versicherungsverhaltens dar.

Kein Wegfall des Bargelds erwünscht

Rund zwei Drittel lehnen einen weitgehenden Wegfall des Bargelds im Alltag ab, 23 Prozent hingegen begrüßen diesen. Die größte Ablehnung zeigt sich in der Gruppe der über 50-Jährigen (74 Prozent). Aber auch viele 16-29-Jährige (52 Prozent) lehnen eine vollständig bargeldlose Gesellschaft ab; lediglich ein Viertel (25 Prozent) befürwortet diese, der Rest zeigt sich indifferent. Im Vergleich zu 2015 zeigen sich hier nur geringfügige Veränderungen.

Neue Chancen – Anbieter müssen reagieren

Insgesamt zeigt die Studie, dass die neuen digitalen Möglichkeiten und Rahmenbedingungen im privaten Banken- und Versicherungsmarkt etablierten wie neuen Playern viele neue Chancen öffnen: Für die Entwicklung innovativer Produkte und Services, ebenso wie für die Entwicklung neuer Formen in Vertrieb, Marketing und Kommunikation.

Zugleich gilt es, Risiken zu beachten. Denn trotz gewisser Durchsetzungsmacht der Anbieter werden am Ende die Kunden darüber entscheiden, wohin die weitere digitale Reise geht beziehungsweise welche digitalen Trends sich letztlich in nennenswertem Umfang und in welchen Zielgruppen durchsetzen werden. Bei aller gegenwärtigen Technikeuphorie sollte zudem nicht unbeachtet bleiben, dass sich hierzulande auch Stimmen mehren, die eine Renaissance klassischer Kommunikationswege und Marketingformen in den Kundenbeziehungen vorhersagen.

 

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