DFV: Erster InsurTech-IPO Europas

DFV: Erster InsurTech-IPO Europas
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Die DFV Deutsche Familienversicherung AG ist seit 4. Dezember 2018 das erste börsennotierte InsurTech-Unternehmen Europas. Auf Basis des hochmodernen und skalierbaren, inhouse entwickelten IT-Systems setzt das Unternehmen mit durchweg digitalen Produktdesigns sowie der Abschlussmöglichkeit über digitale Sprachassistenten, wie Alexa, neue Maßstäbe in der Versicherungsbranche.

Herr Dr. Knoll, was waren die größten Herausforderungen bei der Gründung der DFV?

Dr. Stefan M. Knoll: Die größte Herausforderung war, genügend Geld für die Gründung einer Versicherungsgesellschaft zu haben und danach genügend Geld für den Geschäftsbetrieb, insbesondere für den Vertrieb, zur Verfügung zu haben. Dies gelang mir durch den Verkauf zweier Unternehmen, die ich 1994 und 2000 gegründet habe.

Dr. Stefan M. Knoll, Gründer und Vorstandsvorsitzender
DFV Deutsche Familienversicherung AG

Aber ich habe bei null angefangen. 1988, nach erfolgreichem Abschluss meines Jurastudiums und meiner Promotion, trat ich in die Allianz ein. Nach 6 Jahren als Assistent des Vorstandsvorsitzenden und als Direktor des erfolgreichsten Vertriebsdirektorats der Allianz schied ich aus und machte mich selbstständig.

Mein erstes Unternehmen, das ich 1994 gründete, hieß DIATEL DIREKT Assekuranz Marketing, ein Kommunikations-und Servicedienstleister für Versicherungen und Versicherungsvertrieb. Im Jahr 2000 haben wir das schnell wachsende Unternehmen in ein Joint Venture mit der niederländischen SNT N.V. eingebracht und die SNT Deutschland AG gegründet.

Als CEO habe ich das Unternehmen erfolgreich ins 21. Jahrhundert geführt. Im Jahr 2005, auf dem Höhepunkt unseres Erfolgs, beschäftigten wir 3.500 Mitarbeiter und erwirtschafteten einen Serviceumsatz von über 200 Millionen Euro. Ich nutzte diese Situation, um meine Unternehmensanteile zu verkaufen und die erwirtschafteten Mittel zu nutzen, um meinen lang gehegten Traum zu verwirklichen: die Gründung einer eigenen Versicherung. 2007 war die DFV geboren.

Zusätzlich mussten wir ein eigenes IT-System aufbauen, was die bisher schlimmste Zeit meines Lebens war. Am Ende waren wir jedoch sehr erfolgreich und entwickelten eine digitale Versicherungsplattform, die es uns ermöglicht, Geschäfte in Echtzeit zu tätigen und den gesamten Versicherungsbetrieb in einem IT-System darzustellen. Wir nutzen künstliche Intelligenz in Verbindung mit einer ereignisbasierten Prozessmaschine und flexiblen Schnittstellen.

So können wir unsere Versicherungsanwendungen und unser Kundenportal optimal integrieren und unsere Kunden können zum Beispiel sehr einfach Vertragsänderungen vornehmen oder Rechnungen einreichen und erhalten unmittelbar danach eine Antwort.

Neue Produkte können innerhalb weniger Wochen auf den Markt gebracht werden und es dauert nur wenige Stunden, um Produktänderungen umzusetzen. Das IT-System ist Event- und Java-basiert und ermöglicht uns als InsurTech schnell, flexibel und autark zu agieren.

Sie nutzen Amazons Alexa zum Versicherungsvertrieb. Wie darf man sich das vorstellen?

Bereits 2017 waren wir die Ersten, die Alexa zur Produktberatung einsetzten. Gleichzeitig hatten wir die Idee, Alexa nicht nur für die Beratung, sondern auch für den Verkauf von Versicherungen einzusetzen. Seit Mai 2017 diskutierten wir intensiv mit Amazon in Seattle, Berlin und Luxemburg, um sie zu überzeugen.

Dank unserer eigenen IT-Plattform, einem hochmodernen Event- und Java-basierten Portfoliomanagementsystem, ist es uns dann endlich gelungen, den volldigitalen Vertragsabschluss mit Amazon gemeinsam zu realisieren. Kunden können sich nun nicht nur von Alexa beraten lassen, sondern auch innerhalb weniger Sekunden gleichzeitig eine Versicherung abschließen.

Wir haben im November 2018 mit unserer Auslandsreisekrankenversicherung begonnen, im Dezember 2018 unsere Haftpflichtversicherung ebenfalls implentiert und werden nach und nach die Produkte aus der „16er Matrix Kranken“ und der „16er Matrix Sach“ hinzufügen. Damit ist die DFV die erste Versicherungsgesellschaft der Welt, die über Amazon Echo Versicherungen mit Amazon Pay für Zahlungen verkaufen kann. Das ist die Zukunft des Versicherungsvertriebs.

Meiner Meinung nach wird es in 5 bis 10 Jahren nicht mehr notwendig sein, eine Website für den Verkauf von Versicherungen zu nutzen. Sprachassistenten werden der Schlüssel sein! Deshalb wollen wir auch Google davon überzeugen, dass wir Versicherungen über Google Home verkaufen dürfen.

Was unterscheidet Sie als InsurTech, wenn es um die Customer Journey geht, von der Konkurrenz?

Unsere Customer Journey ist volldigital und einzigartig. Ich will Ihnen dies wie folgt begründen:

  1. Niemand hat so einfache und verständliche Produkte wie wir, welche zusätzlich noch dauerhaft Qualitätstestsieger in Deutschland werden. Diese Einfachheit und gleichzeitige Hochwertigkeit unserer Produkte ist Grundlage für unseren Erfolg. Denn Digitalisierung beginnt beim Produkt, und zwar nur dort. Ist ein Produkt nicht einfach und verständlich, sind alle weiteren Schritte, beispielsweise eine volldigitale Customer Journey, sinnlos. Diese Einfachheit erlaubt uns auch die Einbindung digitaler Bezahlformen wie Amazon Pay, Paypal und die Nutzung von Sprachassistenten wie Alexa.
  2. Niemand hat eine derartig digitale, einfache und transparente Customer Journey. Unsere Kunden erfahren, was es bedeutet, Kunde eines echten InsurTechs zu sein. Nach dem Abschluss über unsere Website, Alexa, oder über unsere Hotline erhält der Kunde eine Mail, in welcher er sowohl den Zugangslink zu unserem DFV Customer Portal erhält als auch den Download-Link zu unserer DFV-App und die Versicherungskarte im Wallet-Format. Dadurch kann der Kunde volldigital, online und jederzeit auf unseren Service zugreifen.
  3. Niemand bietet seinen Kunden eine so einfache und schnelle Schadenregulierung. Erhält unser Kunde beispielsweise eine Zahnarztrechnung, muss er diese nur noch abfotografieren, ins Kundenportal hochladen oder über die App an uns übermitteln, schon erhält er innerhalb nur weniger Minuten sein Geld zurück! Dies funktioniert dank künstlicher Intelligenz und perfekter Automatisierung einfach und schnell. Der Rekord einer Regulierung einer Zahnarztrechnung liegt bei 45 Sekunden.

Sie sind das erste InsurTech, das einen Börsengang abgeschlossen hat. Bitte erläutern Sie diese Entscheidung und wollen Sie den Erlös aus dem Börsengang verwenden?

Ja, Sie haben Recht, wir sind der erste InsurTech-IPO in Europa und der westlichen Welt! Aus diesem Grund sollte uns die gesamte InsurTech-Community unterstützen, denn ich denke, unser Börsengang ist der Beginn der nächsten Ära der internationalen InsurTech-Community.

Lassen Sie mich Ihnen einige Fakten über unsere Pläne geben: Mit einer skalierbaren, selbst programmierten digitalen IT-Plattform ist die DFV auf den Vertrieb und das Bestandsmanagement von Kranken- und Sachzusatzversicherungen spezialisiert.

Der Einsatz von Amazon Echo, moderner Zahlungsmethoden und die Implementierung von künstlicher Intelligenz ermöglichen schnelle und hocheffiziente Prozesse. Und übrigens haben wir auch die besten Produkte, so die Stiftung Warentest.

Auf dieser Basis und mit dem Erlös von circa 52 Millionen Euro aus dem Börsengang wollen wir mehr in Umsatz und Wachstum investieren. Um Ihnen Zahlen zu geben, die unsere Wachstumsabsichten veranschaulichen: Im Jahr 2017 haben wir circa 40.000 netto Neukunden gewonnen; im Jahr 2018 waren es etwas über 50.000 netto Neukunden; im Jahr 2019 wollen wir das Ergebnis von 2018 verdoppeln und 100.000 Neukunden gewinnen. Unter diesen Voraussetzungen streben wir an, im Segment der Krankenzusatzversicherungen, in Bezug auf das Neugeschäft, Marktführer in Deutschland zu werden.

Wir wollen aber auch unser Produktportfolio erweitern und neue Versicherungsprodukte einführen. Darüber hinaus planen wir für 2020 den Eintritt in einen weiteren europäischen Markt. Frankreich, Spanien, Italien oder die Niederlande könnten die entsprechenden Länder sein.

Herr Dr. Knoll, vielen Dank für das Gespräch.

DFV Deutsche Familienversicherung AG, Mail: [email protected]

Mehr zum Thema in der Ausgabe 02/19 des experten Report

 

 

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