Einer ganzen Generation droht Armut im Alter. Die Jugend hat zu wenig Vertrauen in die staatlich geförderten Modelle zusätzlicher Altersvorsorge, zu wenig Geld dafür oder beides. Das machen die Ergebnisse der Untersuchung deutlich. Zur Halbzeit der Rentenreform stellt die dritte MetallRente Studie "Jugend, Vorsorge, Finanzen" fest, dass deren Ziele bisher verfehlt wurden.
Für die Untersuchung hat TNS Infratest Sozialforschung 2.500 junge Leute im Alter zwischen 17 und 27 Jahren zu ihren Vorstellungen für die persönliche Zukunft und über ihre Einstellungen und Strategien zur Altersvorsorge befragt. In den beiden MetallRente Studien von 2010 und 2013 wurde bereits klar: Die Jungen sind zwar grundsätzlich bereit, für das Alter vorzusorgen, aber nur eine Minderheit verfolgt tatsächlich tragfähige Strategien. Mit der dritten repräsentativen Befragung sind nun konkrete Trendaussagen über einen Zeitraum von sechs Jahren möglich.
Junge Leute zweifeln an der privaten Vorsorge
„Die Mehrzahl der jungen Leute ist optimistisch, wenn sie an ihre eigene Zukunft denkt“, so der Jugendforscher Prof. Dr. Klaus Hurrelmann, der alle drei Untersuchungen geleitet hat. Die positiven Erwartungen gegenüber den letzten Studien hätten sich gesteigert. Auch die Entwicklung Deutschlands beurteile die junge Generation zunehmend positiv.
„Aber", betont Hurrelmann, "die Generation Y zweifelt immer mehr an der privaten Vorsorge. Nur 35 Prozent aller Jugendlichen sparen regelmäßig für ihre Altersversorgung. Dabei erstaunt der Realitätssinn der jungen Leute. Ihnen ist klar, dass die Vorsorge-Angebote und die jetzigen Rahmenbedingungen kein angemessenes Leben im Alter sichern“.
https://youtu.be/-Hj7rVBcL70
„Auch 15 Jahre nach der Rentenreform hat sich noch keine Kultur zusätzlicher Vorsorge in Deutschland entwickelt. Die Tendenz geht bei der jungen Generation sogar in die entgegengesetzte Richtung“ stellt Prof. Dr. Christian Traxler fest, Mitherausgeber der Studie und wie Prof. Dr. Hurrelmann Wissenschaftler an der Hertie School of Governance in Berlin.
https://youtu.be/_iYSXApYd9s
Steigende GenerationenUNgerechtigkeit
Als „zutiefst besorgniserregend“ bezeichnet MetallRente-Geschäftsführer Heribert Karch die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung. Vor 15 Jahren sei die Renten-Reform mit dem Argument eingeführt worden, mehr Generationengerechtigkeit herzustellen. Das Ergebnis sei jedoch weniger Gerechtigkeit.
Karch zeigt sich alarmiert: „Die junge Generation wird immer mehr zur prekären Generation der Rentenpolitik. Die Staatsausgaben für die Altersversorgung in Deutschland befinden sich gemeinsam mit Polen, Spanien und Slowenien am Rande des oberen Drittels aller OECD-Staaten. Dennoch liegen die Lohnersatzraten – also das Verhältnis der Rente zum vorherigen aktiven Einkommen – in der Bundesrepublik am unteren Ende dieser Länder! Statt Generationen-Gerechtigkeit haben wir Unsicherheit. Es muss endlich gegengesteuert werden“.
https://youtu.be/XXRA6XVpnuU
Die Studie erfragt erstmals auch Haltungen zu Wegen, die Jugendlichen einen wirksamen Stupser (Nudge) in Richtung von mehr Vorsorge geben können. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass die junge Generation manche Nudges – z.B. Spar-Automatismen - mehrheitlich befürwortet. Im zweiten Teil blickt die Studie über den deutschen Tellerrand hinaus. Europäische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen in ihren Beiträgen die Rentensysteme und Reformanstrengungen anderer Länder. Dabei wird deutlich: Nicht nur in Deutschland ist die nachhaltige Alterssicherung in Gefahr.
Mehr zur Studie finden Interessierte hier.
Die gesamten Ergebnisse sind auch in Buchform erschienen:
Jugend, Vorsorge, Finanzen
Zwischen Eigenverantwortung und Regulierung.
Lösungsansätze in Deutschland und Europa.
Herausgegeben von Klaus Hurrelmann, Heribert Karch und Christian Traxler
Veröffentlich bei Beltz Juventa und im Buchhandel erhältlich
ISBN: 978-3-7779-3369-4
www.beltz.de
Bild: (1) © Syda Productions / fotolia.com (2) © MetallRente
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